Im Segment Gas Marketing & Power will OMV sein Kundenportfolio in Westeuropa weiter stärken und diversifizieren und das Gas-&-Power-Geschäft in Rumänien ausbauen. Der europäische Erdgasmarkt war auch 2024 von der durch den Ukrainekrieg ausgelösten Energiemarktkrise und äußerst volatilen Erdgaspreisen geprägt.
Gas Marketing Westeuropa
OMV vermarktet und handelt Erdgas in mehreren europäischen Ländern sowie in der Türkei. Im Jahr 2024 lagen die Erdgas-Verkaufsmengen in Westeuropa bei 53,1 TWh (2023: 85,0 TWh). Die Grundlage des Erdgasverkaufsgeschäfts ist ein diversifiziertes Gasbezugsportfolio, das Erdgas aus eigenen Produktionsstätten in Österreich und Norwegen (30,5 TWh im Jahr 2024 bzw. 30,7 TWh im Jahr 2023) und von einer Vielzahl internationaler Zulieferunternehmen umfasst. Neben mittel- und langfristigen Aktivitäten ergänzen kurzfristige Geschäfte an den wichtigsten europäischen Handelsplätzen das Gasbezugsportfolio von OMV.
Supply, Marketing und Trading von Gas
Die Verkaufsaktivitäten von OMV Gas Marketing & Trading konzentrieren sich auf ein diversifiziertes Kundenportfolio in den Segmenten Großindustrie und Kommunen in Österreich, Deutschland, Ungarn, den Niederlanden und Belgien sowie auf Geschäftsmöglichkeiten in Italien, der Slowakei, Frankreich und Großbritannien. OMV will auch grüne Gase in sein Portfolio aufnehmen, um die CO2-Intensität zu reduzieren.
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine verfolgt OMV konsequent eine Strategie zur Diversifizierung der Bezugsquellen und ist nicht mehr von russischen Gaslieferungen nach Österreich abhängig. OMV bezieht Erdgas aus seiner eigenen Produktion in Norwegen und Österreich sowie von norwegischen Erdgasproduzenten. Darüber hinaus hat OMV Zugang zu allen wichtigen mittel- und nordwesteuropäischen Handels- und Kapazitätsmarktplätzen für Erdgas. Aufgrund dieses Zugangs zu alternativen Erdgasbezugsquellen und zusätzlicher Transportkapazitäten kann OMV seine Kund:innen mit nicht russischem Erdgas beliefern.
Im Jahr 2024 wurde ein langfristiger LNG-Liefervertrag für den Zeitraum 2025–2029 abgeschlossen, der ausschließlich nicht russisches Erdgas betrifft. Dies macht das LNG-Geschäft zu einem sehr wichtigen Baustein für die Diversifizierung des Erdgasbezugsportfolios von OMV und erhöht damit die Versorgungssicherheit. OMV sicherte sich für den Zeitraum von 2026 bis 2029 zusätzliche europäische Transportkapazitäten nach Österreich im Ausmaß von 29 TWh. Dies ermöglicht dem Unternehmen die Lieferung von Eigen- und Drittgasmengen aus Norwegen nach Österreich sowie von LNG-Mengen unter Nutzung der langfristig vereinbarten Jahreskapazität von 3 Mrd m3 am Regasifizierungsterminal Gate in Rotterdam. Im Jahr 2024 nutzte OMV diese zugeteilte Kapazität am Terminal nahezu voll aus.
Im Jahr 2022 wurde eine eigene OMV Gas-Taskforce eingerichtet, um einen kontinuierlichen und diversifizierten Lieferstrom sicherzustellen, die allgemeine Erdgasangebotssituation und die Speicherfüllstände zu überwachen, die Speicherkapazitäten voll auszuschöpfen und ein diversifiziertes, von russischem Gas unabhängiges Gasbezugsportfolio zu erreichen. Nach Abschluss des Schiedsverfahrens nach den ICC-Regeln im Zusammenhang mit dem deutschen Gasliefervertrag mit Gazprom Export im November 2024 erhielt OMV einen Schiedsspruch, in dem OMV eine Entschädigung zugesprochen wurde, die gegen Verbindlichkeiten aus dem österreichischen Gasliefervertrag aufgerechnet wurde. Nach Berücksichtigung der damit verbundenen Absicherungsverluste beträgt der positive Nettoeffekt des Schiedsspruchs auf das Operative Ergebnis vor Sondereffekten des Segments Gas Marketing & Power in Q4/24 rund EUR 210 Mio. Im Dezember 2024 kündigte OMV den langfristigen Erdgasliefervertrag mit Gazprom Export wegen mehrfacher grundlegender Vertragsverletzungen und konnte damit das Risiko von OMV Gas Marketing & Trading (OGMT) deutlich reduzieren. Am 3. Jänner 2025 entschied die Stockholmer Handelskammer (SCC) zugunsten von OMV im Schiedsverfahren im Zusammenhang mit dem österreichischen Liefervertrag und sprach OMV eine Entschädigung durch die Gazprom Export LLC zu.
Gas-Logistik
OMV betreibt Erdgasspeicher in Österreich und Deutschland mit einer Speicherkapazität von rund 30 TWh. Zudem ist OMV mit 65% am Central European Gas Hub (CEGH), der führenden Erdgashandelsplattform in Mittel- und Osteuropa, beteiligt. Aufgrund des milden Winters im Jahr 2023 konnten die europäischen Speicherbetreiber:innen im April 2024 mit relativ hohen Speicherständen von 59% (1. April 2023: 56%) in das neue Speicherjahr starten. Eine beträchtliche Anzahl neuer internationaler und nationaler Rechtsvorschriften und eine anhaltend hohe Preisvolatilität beherrschten den Energiemarkt. Trotz dieses herausfordernden Umfelds konnte der Bereich OMV Gas Storage im Jahr 2024 neue Kund:innen gewinnen, die Kapazität erweitern und die Speicher von OMV auf Maximalstände von 93% in Österreich und 95% in Deutschland füllen. Im Jahr 2024 wurden am virtuellen Handelspunkt (VTP) des Central European Gas Hub 700 TWh Erdgas gehandelt. Dieses Volumen entspricht etwa dem Zehnfachen des jährlichen österreichischen Erdgasverbrauchs.
Gas & Power Osteuropa
Im Bereich der Stromerzeugung profitiert OMV weiterhin von der Integration von Gas und Strom in Rumänien. Ausschlaggebend für die Rentabilität sind dabei Strommargen und Spark Spreads sowie Ausgleichsleistungen und die Integration von erneuerbaren Stromkapazitäten.
Die Energiemärkte waren ein weiteres Jahr von hoher Volatilität geprägt. Bei den Gas- und Strompreisen hielt der Abwärtstrend an, der 2023 begonnen hatte. Erst gegen Jahresende setzte eine leichte Erholung ein. In Rumänien war der Gas- und Stromverbrauch weiterhin beeinträchtigt, wenngleich vor allem in den letzten Monaten des Jahres 2024 gewisse Verbesserungen festzustellen waren. Die rumänischen Gas- und Strommärkte waren auch 2024 stark reguliert: Mehr als die Hälfte der Gas- und Stromverkaufsportfolios unterlag irgendeiner Regulierung oder Besteuerung. Im April wurde der geltende Rechtsrahmen abermals geändert, was sich insbesondere auf das Stromgeschäft auswirkte.
Gas
Die Erdgas-Verkaufsmengen in Osteuropa beliefen sich 2024 auf 32,2 TWh und lagen damit um 16% unter den 2023 erreichten Mengen von 38,3 TWh. Die Verkäufe an den regulierten Markt und der Absatz von Fernwärme für Haushalte gingen ebenso zurück wie die Verkaufsmengen an den nicht regulierten Großhandelsmarkt und an Endkundenportfolios. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen konnte OMV Petrom seine führende Position als Gaslieferant auf dem rumänischen Gasmarkt für Nichthaushaltskund:innen behaupten.
Der Eintritt von OMV Petrom in den bulgarischen Gasanbietermarkt im Jahr 2024 war ein logischer Schritt zur Konsolidierung der Präsenz des Unternehmens auf den regionalen Märkten. Dabei stützt sich OMV Petrom auf seine Erfahrung und Kenntnis des Gasmarktes in Bulgarien, wo das Unternehmen bereits im Gasgroßhandel tätig ist, sowie auf die Präsenz des OMV Tankstellennetzes im Land und die Explorationsaktivitäten im Schwarzen Meer. In der Republik Moldau wurde OMV Petrom 2024 zu einem der wichtigsten Gaslieferanten.
Strom
Die Nettostromerzeugung des Gaskraftwerks Brazi im Jahr 2024 belief sich auf 4,9 TWh. Dieses Plus von 18% gegenüber 2023 war auf einen kürzeren geplanten Wartungsstillstand des Kraftwerks zurückzuführen. Brazi deckte 10% des rumänischen Stromerzeugungsmixes ab und trug wesentlich zur Versorgungssicherheit und Stabilität des nationalen Stromnetzes bei. Darüber hinaus führte OMV Petrom das regionale Stromgeschäft im Jahr 2024 fort, um Marktchancen zu nutzen und seine Position und Expertise zu konsolidieren.
OMV Petrom machte bedeutende Fortschritte in Richtung seines strategischen Ziels, bis 2030 eine Kapazität an erneuerbarem Strom von 2,5 GW zu installieren. Das Unternehmen hat zusammen mit Partner:innen ein solides Portfolio von Projekten, Möglichkeiten und Initiativen mit unterschiedlichen Implementierungsphasen und einer ausgewogenen Mischung aus selbst entwickelten Projekten und Partnerschaften aufgebaut. Mehr dazu finden Sie im Abschnitt Low-Carbon-Geschäft.