Bericht des Aufsichtsrats

Sehr geehrte Aktionär:innen,

ich freue mich als Aufsichtsratsvorsitzender, Ihnen an dieser Stelle über Vorstands- und Aufsichtsratsthemen berichten zu dürfen!

OMV hat 2024 in einem schwierigen und volatilen Marktumfeld mit niedrigeren Erdgas- und Ölpreisen sowie einer geringeren Raffinerie-Referenzmarge solide Ergebnisse erzielt. Das zeigt die Stärke unseres integrierten Geschäftsmodells – umso mehr, als unter diesen herausfordernden Bedingungen auch der durch unsere Strategie 2030 untermauerte Transformationsprozess nachhaltig vorangetrieben werden konnte. Ich gratuliere dem Management und den Mitarbeiter:innen herzlich zu diesem Erfolg, an dem sie einen großen Anteil haben. Die Beendigung des langfristigen Gasliefervertrags mit Russland im Dezember 2024 markiert den Beginn eines neuen Kapitels in der Unternehmens­geschichte. Wir sind stolz, durch die gelungene, rechtzeitige und vorausschauende Diversifizierung der Gasversorgungsquellen unverändert verlässlich zur Energieversorgungs­sicherheit beizutragen.

Lassen Sie uns einen Blick auf die Performance der Geschäftsbereiche werfen: Wie bereits in vergangenen Jahren, hat sich der hohe Grad an Diversifizierung auch 2024 bewährt. Während im Geschäftsbereich Energy niedrigere Preise und Mengen zu einem schwächeren Ergebnis führten, erholte sich der Bereich Chemicals deutlich. Aufgrund niedrigerer Raffineriemargen konnte das Segment Fuels & Feedstock das starke Vorjahresergebnis nicht wiederholen. An diesem aus Konzernsicht insgesamt soliden Ergebnis und der starken finanziellen Situation wollen wir unsere Aktionär:innen entsprechend teilhaben lassen. Basierend auf unserer Dividendenpolitik in Kombination mit dem Ergebnis schlagen der Vorstand und in der Folge auch der Aufsichtsrat neben der progressiven regulären Dividende die Ausschüttung einer zusätzlichen variablen Dividende vor. Für Sie, sehr geehrte Aktionär:innen, bedeutet dies, dass wir der Hauptversammlung die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von insgesamt EUR 4,75 je Aktie für das abgelaufene Geschäftsjahr vorschlagen werden.

Als Aufsichtsrat inkludieren unsere wichtigsten Prioritäten die Strategie, Vorstandsangelegenheiten, Governance-Themen sowie die Genehmigung von größeren Investitionsprojekten. Nachfolgend möchte ich Sie über die Arbeit des Aufsichtsrats im Jahr 2024 informieren.

Zusammensetzung von Vorstand und Aufsichtsrat

Nach mehreren Personalentscheidungen im Vorjahr zeigte sich 2024 in puncto Vorstandsbesetzungen als ein Jahr der Kontinuität, ohne eine Änderung in der Zusammensetzung des Vorstandsteams. Im Juni beschloss der Aufsichtsrat die Verlängerung des Vertrags von Finanzvorstand Reinhard Florey bis Ende Juni 2027. Reinhard Florey hat diese Position seit 2016 inne und ist somit das längst gediente Mitglied im OMV Vorstandsteam.

Im Aufsichtsrat kam es 2024 zu mehreren Änderungen auf der Seite der Kapitalvertreter:innen. Dem Wechsel auf Eigentümerseite von Mubadala Petroleum and Petrochemicals Holding Company L.L.C. (Mubadala) auf Abu Dhabi National Oil Company P.J.S.C. (ADNOC) wurde auch bei den Aufsichtsratsmitgliedern Rechnung getragen. In der Hauptversammlung wurden mit Khaled Salmeen und Khaled Al Zaabi zwei ADNOC-Manager in den Aufsichtsrat gewählt, während Saeed Al Mazrouei und Alyazia Ali Al Kuwaiti zeitgleich aus dem Gremium ausschieden. Auch die langjährigen Aufsichtsratsmitglieder Gertrude Tumpel-Gugerell und Karl Rose schieden mit der Hauptversammlung 2024 aus dem Aufsichtsrat aus. Ihnen folgten Dorothée Deuring und Patrick Lammers nach. Im Juni 2024 trat mit Stefan Doboczky ein Mitglied des Aufsichtsrats zurück – er ist dem OMV Konzern aber treu geblieben und leitet nun die Borealis AG als Vorstandsvorsitzender, was mit dem Aufsichtsratsmandat nicht vereinbar war. Seitens der Belegschaftsvertreter:innen gab es 2024 keine Änderung bei den Entsendungen in den Aufsichtsrat.

Im wirtschaftlich herausfordernden Jahr 2024 hat sich der Aufsichtsrat in neuer Zusammensetzung auf seine richtungsgebende Kontrollfunktion im Transformationsprozess von OMV fokussiert.

LUTZ FELDMANN
Vorsitzender des Aufsichtsrats
Lutz Feldmann, Vorsitzender des Aufsichtsrats (Foto)

Tätigkeit des Aufsichtsrats

Der Aufsichtsrat nahm im Berichtsjahr die ihm nach Gesetz, Satzung und Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben mit großer Sorgfalt wahr. Er überwachte die Geschäftsführung des Vorstands und beriet diesen in Entscheidungsfindungsprozessen auf Basis detaillierter mündlicher und schriftlicher Berichte sowie konstruktiver Diskussionen zwischen Aufsichtsrat und Vorstand. Im Jahr 2024 fanden sechs reguläre und zwei außerordentliche Sitzungen des Aufsichtsrats sowie 31 Sitzungen der Ausschüsse statt. Ein umfassender Bericht des Vorstands zur Geschäftsentwicklung sowie zu aktuellen Themen war, ebenso wie Berichte aus den Ausschüssen, fixer Bestandteil jeder regulären Aufsichtsratssitzung.

Das Feedback von Investor:innen spielt für die Arbeit des Aufsichtsrats eine bedeutende Rolle. Wie bereits seit einigen Jahren Usus, wurde der Austausch zwischen Investor:innen und Aufsichtsrat auch im Februar 2024 durch eine Governance Roadshow intensiviert. Bei zahlreichen virtuellen Meetings sowie Präsenzmeetings in Wien und Frankfurt konnte ich Investor:innen sowie Stimmrechts­berater:innen Rede und Antwort zu Governance-Themen stehen. Das erhaltene Feedback hat uns in unserer Transformationsstrategie bestärkt und wertvolle Impulse für unsere Aufsichtsratsarbeit, etwa bei Vergütungsthemen, gegeben.

Auch 2024 fanden wieder maßgeschneiderte Schulungen für den Aufsichtsrat statt, wobei ein besonderer Fokus auf den Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie auf dem Themenkomplex Informationssicherheit lag. Die jährliche Selbstevaluierung des Aufsichtsrats wurde, unterstützt durch Fragebögen, von einem externen Beratungsunternehmen durchgeführt. Die Ergebnisse fließen in die Schwerpunktsetzung und Tätigkeiten für 2025 ein.

Tätigkeit der Ausschüsse des Aufsichtsrats

Im Jahr 2024 wurde vom Aufsichtsrat eine wesentliche Personalentscheidung getroffen. Der Präsidial- und Nominierungsausschuss befasste sich daher insbesondere mit der Vorbereitung der Entscheidung über die Verlängerung des Vorstandsmandats des CFO.

Der Vergütungsausschuss befasste sich unter anderem mit der Zielerreichung der abgelaufenen Incentive-Pläne sowie der Zielsetzung der neuen Pläne. Weiters wurde die Vergütungspolitik für den Aufsichtsrat überarbeitet und von der Hauptversammlung beschlossen.

Der Prüfungsausschuss behandelte im Jahr 2024 wesentliche Themen des Rechnungslegungsprozesses, der internen Revision, des Risikomanagements sowie des internen Kontroll- und Steuerungssystems des Konzerns. Vertreter:innen der Abschlussprüferin – der KPMG Austria GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft, Wien – nahmen an jeder Sitzung des Prüfungsausschusses teil.

In den Sitzungen des Portfolio- und Projektausschusses, die regelmäßig im Vorfeld der Aufsichtsratssitzungen stattfinden, wurden im Jahr 2024 die Entscheidungen zu den wichtigsten Investitions- und M&A-Projekten durch umfangreiche Information und intensive Diskussionen vorbereitet.

Der Nachhaltigkeits- und Transformationsausschuss tagte im dritten Jahr seines Bestehens viermal. Zu seinen Aufgaben zählen das Überwachen der Strategie betreffend Nachhaltigkeit, ESG-Standards, Performance und Prozesse inklusive HSSE und insbesondere Klimaschutz.

Weitere und detaillierte Ausführungen zur Tätigkeit des Aufsichtsrats und seiner Ausschüsse, wie etwa zu Ausschussmitgliedern, Anzahl der Sitzungen und Anwesenheiten je Gremium, finden Sie im (konsolidierten) Corporate-Governance-Bericht.

Jahresabschluss und Dividende

Nach umfassender Prüfung und Erörterung mit der Abschlussprüferin im Prüfungsausschuss und im Aufsichtsrat erklärte sich der Aufsichtsrat mit dem gemäß § 96 Abs. 1 Aktiengesetz vorgelegten Jahresabschluss samt Lagebericht und Konzernabschluss samt Konzernlagebericht (einschließlich der konsolidierten nichtfinanziellen Erklärung) einverstanden. Mit dieser Billigung durch den Aufsichtsrat ist der Jahresabschluss 2024 gemäß § 96 Abs. 4 Aktiengesetz festgestellt. Sowohl der Jahresabschluss als auch der Konzernabschluss 2024 erhielten von der Abschlussprüferin, KPMG Austria GmbH Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft, Wien, einen uneingeschränkten Bestätigungsvermerk. Ebenso billigte der Aufsichtsrat den vom Prüfungsausschuss und von ihm selbst geprüften (konsolidierten) Corporate-Governance-Bericht und den (konsolidierten) Bericht über Zahlungen an staatliche Stellen. Der Aufsichtsrat hat bei keiner dieser Prüfungen Anlass für Beanstandungen festgestellt.

Nach Prüfung befand der Aufsichtsrat den Vorschlag des Vorstands an die Hauptversammlung, (i) eine reguläre Dividende von EUR 3,05 je Aktie (was einer Steigerung von EUR 0,10 gegenüber dem Vorjahr entspricht) und (ii) eine Sonderdividende von EUR 1,70 je Aktie auszuschütten, für angemessen und schloss sich diesem Beschlussvorschlag an. Der nach der Ausschüttung verbleibende Restbetrag des Bilanzgewinns soll auf neue Rechnung vorgetragen werden.

Im Namen des gesamten Aufsichtsrats möchte ich den Mitgliedern des Vorstands sowie allen Mitarbeiter:innen für ihr Engagement und ihre erfolgreiche Arbeit im Geschäftsjahr 2024 meine Anerkennung aussprechen. Mein besonderer Dank gilt den Aktionär:innen sowie allen Kund:innen und Partner:innen von OMV für ihr fortwährendes Vertrauen.

Wien, am 20. März 2025

Für den Aufsichtsrat

Lutz Feldmann e.h.

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