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Geschäftsüberblick

Der Geschäftsbereich Fuels & Feedstock raffiniert Rohöl und andere Rohstoffe. Die Aktivitäten umfassen die Bereiche Refining, Supply & Trading, Commercial und Retail. Die OMV verfügt über eine Raffineriekapazität von insgesamt rund 500 , mit drei eigenen Raffinerien in Europa und einer 15%igen Beteiligung an ADNOC Refining & ADNOC Global Trading. In Europa sind die Raffinerieaktivitäten in hohem Maße in den Bereich Marketing integriert, um ein starkes Marken-Retail-Netz und eine breite Basis von gewerblichen Kund:innen zu bedienen. Kraftstoffe und andere Verkaufsmengen in Europa beliefen sich im Jahr 2023 auf 16,29 Mio t. Für rund 35% des Verkaufsvolumens ist das starke Marken-Retail-Netz mit 1.666 Tankstellen verantwortlich, während das restliche vermarktete Volumen auf gewerbliche Kund:innen entfällt, die hauptsächlich aus dem Transportsektor und der Baubranche kommen.

Raffinerien inklusive Produktbeschaffung und ‑verkauf

Im Jahr 2023 sanken die Raffineriemargen im Vergleich zum Vorjahr, als sie allerdings auf Rekordniveau lagen. Dennoch war die Marge des vergangenen Jahres im langfristigen Vergleich außergewöhnlich. Dies lässt sich dadurch erklären, dass sich der Raffineriesektor außerstande sah, jene Lagerbestände (insbesondere Diesel und Benzin) wieder aufzustocken, auf die in der zweiten Jahreshälfte 2021 und Anfang 2022 zurückgegriffen wurde. In diesem Zeitraum hatte sich die Nachfrage schneller erholt, als das Angebot nachziehen konnte. Ähnlich wie im Jahr 2022 waren die Crack-Spreads für Mitteldestillate der Haupttreiber für die Entwicklung der Raffineriemargen, da das Ausbleiben von russischem Diesel auf den europäischen Märkten ein zentrales Thema blieb.

Im ersten Quartal verringerten sich die Crack-Spreads für Diesel, allerdings von einem sehr hohen Niveau aus. Im März 2023 lagen sie jedoch erstmals seit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs an der oberen Grenze der historischen Zeitspanne 2015–2019. Dies war darauf zurückzuführen, dass große Importmengen aus dem Gebiet östlich des Suezkanals nach Europa gelangten und die sanktionierten russischen Mengen ersetzten. Obwohl die Raffineriemargen im April ihren Tiefpunkt erreichten, blieb die Rentabilität robust.

Von April bis August tendierten die Margen nach oben, da die Crack-Spreads für Mitteldestillate mit nachlassendem Importdruck neuerlich auf über USD 200/ stiegen. Um die Märkte im Gleichgewicht zu halten, musste die + ihre Angebotskürzungen verschärfen. Dies bewirkte eine geringere Verfügbarkeit von mittelschweren und schweren sauren Rohölsorten mit hohen Ausbeuten an Mitteldestillaten. Zudem führten ungeplante Raffineriestillstände zu einer vorübergehenden Angebotsverknappung in Europa. Unterdessen stieg auch der Crack-Spread für Benzin von einem bereits hohen Niveau aus an, was auf die Spezifikationsänderung hin zu einem teureren Sommerprodukt und die reisezeitbedingt höhere Nachfrage zurückzuführen war. Der Crack-Spread für Naphtha hingegen drehte wieder ins Negative, da sich die schwache Konjunkturlage im zweiten und dritten Quartal auf die Petrochemienachfrage und die Olefinmargen niederschlug.

Im vierten Quartal gaben die Raffineriemargen im Vergleich zu den Werten vom Ende des Sommers nach, waren aber immer noch in etwa doppelt so hoch wie die historischen Durchschnittswerte. Der Rückgang war dabei vor allem auf den saisonal bedingten Einbruch der Crack-Spreads für Benzin zurückzuführen. Mit dem Ende der Hauptreisesaison begann die Nachfrage zu sinken, und auch die Umstellung der Spezifikationen auf Winterbenzin wirkte sich belastend auf die Crack-Spreads aus. Gestoppt wurde die Abwärtsentwicklung des Crack-Spreads indes durch die geringere Auslastung der US-Raffinerien. Der Crack-Spread für Diesel tendierte ebenfalls nach unten, da die niedrigeren Erdgaspreise die Industrie davon abhielten, von Gas auf Öl umzusteigen, während das insgesamt schwächere wirtschaftliche Umfeld die Nachfrage ebenfalls dämpfte. Die Erholung beim Crack-Spread für Naphtha glich die schwächeren Crack-Spreads für Kraftstoffe teilweise aus. Unterstützt wurde die Verbesserung durch die knappere Verfügbarkeit des Angebots, da Stürme im Schwarzen Meer die russischen Exporte einschränkten. Gleichzeitig wurde die alternative Rohstoffversorgung für Steamcracker eingeschränkt, da der niedrige Wasserstand des Panamakanals die -Handelsströme behinderte und der steigende Heizbedarf die zunehmende Menge an Flüssiggas absorbierte. Aufgrund des anhaltenden Drucks durch das schwache makroökonomische Umfeld blieb die Nachfrage nach petrochemischen Produkten dennoch begrenzt.

Die europäischen Raffinerien der OMV erreichten im Jahr 2023 eine Auslastung von 85%, die von den planmäßigen Generalüberholungen in den Raffinerien Schwechat und Petrobrazi stark beeinflusst war.

Trotz des herausfordernden Umfelds, das durch die instabile geopolitische Lage bedingt war, blieben die Verkaufsmengen aus dem Commercial-Geschäft auf einem hohen Niveau. Um aktiven Marktentwicklungen und -perspektiven Rechnung zu tragen, wurde und wird das Angebot der OMV an Produkten und Dienstleistungen im Commercial-Bereich auch künftig unter anderem durch die Markteinführung neuer, nachhaltigerer Produkte erweitert. So tätigte die OMV zum Beispiel erste Verkäufe von HVO100-Diesel in der gewerblichen Güterverkehrsbranche und im Reseller-Segment. Darüber hinaus trägt nachhaltiger Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel; SAF) durch die Mitverarbeitung von regionalem Altspeiseöl zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen um mehr als 80% bei. Mit der Produktion und dem Verkauf von SAF wurde 2022 begonnen. Die verkauften Mengen beliefen sich 2023 auf 3 kt. Die OMV plant, die SAF-Produktion bis 2030 Jahr für Jahr zu steigern. Darüber hinaus markiert die von der OMV und Microsoft unterzeichnete Vereinbarung über den Kauf von SAF-Zertifikaten (SAFc) den Start für das neue Angebot der OMV für Unternehmen und stellt einen Beitrag zur Dekarbonisierung der Luftfahrtindustrie dar.

ADNOC Refining & ADNOC Global Trading

Neben den Hauptanteilseignerinnen ADNOC (65%) und Eni (20%) ist die OMV (15%) eine strategische Partnerin des Unternehmens. Im Jahr 2023 betrieb ADNOC Refining fortlaufend mit einer sehr hohen Auslastung ihre Hauptraffinerie in Ruwais, bei der es sich um den weltweit viertgrößten Raffineriekomplex mit integrierter Petrochemieproduktion handelt.

Die Geschäftsentwicklung von ADNOC Refining profitierte 2023 neuerlich von einem günstigen Margenumfeld, das über dem langjährigen Durchschnitt lag, sowie einer besseren operativen Leistung bei gleichzeitiger kontinuierlicher Optimierung des Projektportfolios, einschließlich nachhaltiger Kraftstoffe und Rohstoffe. ADNOC Refining hat auch erfolgreich mit der Inbetriebnahme des Crude-Flexibility-Projekts (CFP) begonnen und erwartet die Aufnahme des kommerziellen Vollbetriebs für das Jahr 2024. ADNOC Global Trading (AGT) hat die gleiche Eigentümerstruktur wie ADNOC Refining. AGT handelt den Großteil des Exportvolumens der Produkte von ADNOC Refining und beschafft ausländische Rohöle, Kondensate und andere Flüssigprodukte für die Verarbeitung in der Raffinerie.

Mit AGT weitet der Bereich Fuels & Feedstock sein erfolgreiches Geschäftsmodell auf wichtige geografische Regionen und strategische Partner:innen aus. Durch kontinuierliche Optimierung der Handelsströme hat ADNOC Refining Zugang zu wettbewerbsfähigen Rohstoffquellen außerhalb der eigenen Quellen und kann Best Practices in Bereichen wie dem Risikomanagement implementieren.

Im Jahr 2023 zeigte AGT eine starke Performance, indem sie ihre Geschäftsziele weiter verfolgte und ihr Drittkundengeschäft erheblich ausbaute. Zu den Highlights des Jahres zählten der Vollbetrieb der vor kurzem gegründeten Tochtergesellschaft in Singapur und die Zusammenarbeit mit ADNOC beim Management der LPG-Handelsströme.

Nominalkapazitäten der Raffinerien 2023

In kbbl/d

 

 

 

Schwechat (Österreich)

204

Burghausen (Deutschland)

79

Petrobrazi (Rumänien)

86

ADNOC Refining (Vereinigte Arabische Emirate)1

138

Insgesamt

507

1

Entsprechen dem 15%-Anteil der OMV an ADNOC Refining

Retail

Das Retail-Geschäft erzielte im Jahr 2023 ein hervorragendes Ergebnis und erwies sich einmal mehr als stabiler Abnehmer für Raffinerieerzeugnisse sowie als robuster Cash-Generator.

Die Gesamtverkaufsmenge belief sich auf 5,6 Mio t, was in etwa 6,9  l entspricht. Einen wichtigen Beitrag dazu leisteten die Erholung des Trends bei den Premiumkraftstoffen und das anhaltende Wachstum im Kartengeschäft. Zum Jahresende umfasste das Netzwerk 1.666 Tankstellen (2022: 1.803), da die Veräußerungen der OMV Slovenija und von Avanti Deutschland Mitte 2023 abgeschlossen wurden. Die OMV profitierte in diesem schwierigen Preisumfeld besonders von ihrer bewährten Mehrmarkenstrategie. Die Marke OMV ist als Premiummarke positioniert und steht mit VIVA für ein starkes Shop-, Gastronomie- und Serviceangebot, während die Automatentankstellenmarke Avanti in Österreich und die Marke Petrom in Rumänien preissensible Kundengruppen bedienen. Der Absatz von Kraftstoffen der OMV Premiummarke MaxxMotion erholte sich trotz der insgesamt gestiegenen Verbraucherpreise und trug als margenstarkes Produkt zum Retail-Gesamtergebnis bei. Das Non-Fuel-Geschäft wuchs weiter und entwickelte sich noch besser als 2022. In Österreich und der Slowakei wurde eine neue Store-Partnerschaft mit REWE erfolgreich umgesetzt und 2023 mit mehr als 50 Shops unter neuem Namen ausgerollt. In mehreren Ländern wurde das Kundentreueprogramm durch den Einsatz modernster digitaler Lösungen erfolgreich weiterentwickelt. Mehr als 800.000 Kund:innen wurden dieses Jahr in die neue Plattform aufgenommen.

Die OMV stieg Ende 2022 in die Elektromobilität ein. Bis Ende 2023 konnte die OMV mehr als 100 ultraschnelle Ladestationen in Österreich, Ungarn, Rumänien und der Slowakei installieren. Darüber hinaus kündigte die OMV Petrom die Übernahme von Renovatio Asset Management an, dem Eigentümer von Rumäniens führendem Ladenetz für Elektrofahrzeuge. Renovatio betreibt in Rumänien ein Netzwerk von mehr als 400 Ladepunkten, das bis 2026 auf rund 650 anwachsen soll. Das Closing der Transaktion wird voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2024 erfolgen.

kbbl/d
Tausend Barrel pro Tag
t
Tonne
OPEC/OPEC+
Die Organisation erdölexportieren- der Länder (OPEC) und Ihre Partner sind als OPEC+ bekannt
LPG
Liquefied petroleum gas; Flüssiggas
Mrd
Milliarde, Milliarden