Abfackeln und Ablassen von Erdölbegleitgas und diffuse Methanemissionen

Bei der Ölproduktion fällt neben dem Öl auch Erdölbegleitgas (Methan) an. Viel von diesem Gas wird verwendet. Nichtsdestotrotz wird ein Teil routinemäßig abgefackelt, zum Beispiel aus zwingenden technischen oder ökonomischen Gründen. Beim Abfackeln des Gases wird freigesetzt. Um unsere klare Verpflichtung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und nachhaltigen Geschäftspraktiken zu unterstreichen, traten wir 2017 der „Zero Routine Flaring by 2030“-Initiative der Weltbank zur Beendigung des routinemäßigen Abfackelns von Erdölbegleitgas bis 2030 bei. Die schrittweise Abschaffung des routinemäßigen Abfackelns von Begleitgas ist ein überaus wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu dem Ziel, Ressourceneffizienz mit langfristigem wirtschaftlichem Erfolg in Einklang zu bringen. Darüber hinaus liegt darin eine Möglichkeit, die CO2-Bilanz unserer Geschäftstätigkeit signifikant zu verbessern. Wir sehen finanzielle Chancen in der Monetarisierung von Kohlenwasserstoffressourcen, zum Beispiel indem das bisher abgefackelte Gas genutzt oder verkauft wird. Die schrittweise Einstellung des routinemäßigen Abfackelns erhält uns auch die gesellschaftliche Akzeptanz („License to Operate“), denn wir verbessern an den jeweiligen Produktionsanlagen die Umwelt- und Sicherheitssituation und vermeiden Geldstrafen.

Die Reduzierung von Methanemissionen aus dem routinemäßigen und nicht routinemäßigen Ablassen von Begleitgas während der Produktion und Verarbeitung von Erdöl und Erdgas sowie aus Gaslecks trägt zudem zur Verlangsamung des Klimawandels bei und bietet uns eine wertvolle Mitigationsoption für das Klimarisikomanagement. Methan ist ein starkes Treibhausgas. Es ist nach CO2 das häufigste anthropogene Treibhausgas und liegt, was seinen Gesamtbeitrag zum Klimawandel angeht, an zweiter Stelle. Der durch Methan hervorgerufene Treibhauseffekt fällt kurzfristig wesentlich stärker aus als bei CO2, das Gas ist also diesbezüglich potenter. Unsere neue Klimastrategie enthält deshalb erstmals auch ein Ziel für die Reduzierung der Methanemissionen.

Management- und Due-Diligence-Prozesse  

Schrittweise Einstellung des Abfackelns und Ablassens von Erdölbegleitgas 

Etwa 8% der gesamten direkten -Emissionen der OMV und etwa 34% der THG-Emissionen des Geschäftsbereichs Exploration & Production der OMV resultierten aus dem routinemäßigen Abfackeln von Begleitgas. In Erwartung strengerer Richtlinien und Vorschriften, die die völlige Abschaffung des routinemäßigen Abfackelns oder Ablassens von Erdölbegleitgas vorschreiben, hat die OMV erste Schritte unternommen und ist freiwillig der „Zero Routine Flaring by 2030“-Initiative der Weltbank beigetreten. Im Rahmen dieser Initiative berichten wir jährlich an die Weltbank über unsere Fortschritte. Alle Betriebe der OMV müssen Methanemissionen – sowohl aus Punktquellen als auch aus diffusen Quellen – sowie technisch vermeidbare Emissionen, wie etwa bei Sondentests oder Workovers, auf ein Mindestmaß reduzieren. Neue Produktionsstätten werden dementsprechend mit den dazugehörigen Lösungen für die Verwendung des Begleitgases entwickelt. Ein routinemäßiges Abfackeln findet an diesen Standorten dann nicht mehr statt. Bestehende Standorte, an denen Begleitgas und freies Gas nach wie vor routinemäßig abgefackelt werden, müssen so bald wie möglich einen Plan erstellen, aus dem hervorgeht, wie das routinemäßige Abfackeln bis spätestens 2030 schrittweise eingestellt wird.

In den Raffinerien vermeiden wir das routinemäßige Abfackeln durch modernstes Anlagendesign sowie mittels Fackelgas-Rückgewinnung und eines ausgewogenen Brenngassystems. Diese Art von moderner Prozesssteuerung umfasst eine ausreichende Kapazität für die Fackelgas-Rückgewinnungsanlage, die Verwendung von Überdruckventilen und andere wirtschaftlich tragfähige organisatorische und Steuerungsmaßnahmen. Alle Raffinerien arbeiten mit einer Fackelgas-Rückgewinnungsanlage, um überschüssiges Gas aufzufangen. Anschließend wird es je nach Bedarf entschwefelt, verdichtet und dem Brenngassystem der Raffinerie als Brennstoff für die Prozessöfen zugeführt. Als Folge dieser Maßnahmen planen wir, das Abfackeln als Sicherheitssystem außerhalb des Normalbetriebs zu verwenden, wie etwa bei der In- bzw. Außerbetriebnahme, im Notbetrieb, bei Prozessstörungen usw. Insbesondere in Petrobrazi wurde die Kapazität für die Rückgewinnung von Fackelgas in den letzten Jahren erhöht. Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen (Volatile Organic Compounds; ) werden minimiert, indem in Bereichen wie der Speicherung von Kohlenwasserstoff sowie bei Tankdichtungen in Einklang mit den Implementierungsplänen die besten verfügbaren Techniken eingesetzt werden.

Überwachung, Lecksuche und -reparatur 

Diffuse Methanemissionen und Emissionen flüchtiger Verbindungen ohne Methan (Non-Methane Volatile Organic Compounds; ) werden laufend überwacht und geschätzt und mithilfe von Programmen zur Leckerkennung und -reparatur systematisch kontrolliert. Wenn wir die Hauptquellen von Methanemissionen kennen, können wir in neuen Produktionsanlagen entsprechende Vorkehrungen treffen, um solche Emissionen zu verhindern. Zur Identifizierung von Leckagen müssen im Rahmen von täglichen Kontrollrundgängen in allen relevanten Betriebseinrichtungen der OMV zumindest akustische und visuelle Inspektionen sowie Geruchsprüfungen durchgeführt werden. Darüber hinaus wird in festgelegten Intervallen (je nach Risikobewertung jährlich oder häufiger) mittels Seifenblasentests oder optischer Gasdetektion nach Lecks gesucht. In einigen Einrichtungen werden zur Leckerkennung auch Infrarotkameras eingesetzt. Lecks werden entweder sofort oder innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens je nach Priorität gemäß den Instandhaltungsverfahren des Standorts repariert. Diese Verfahren basieren auf den Ergebnissen der Risikobewertung und anderen Faktoren, wie zum Beispiel der Durchführbarkeit von Reparaturen im laufenden Betrieb. Um diffuse Emissionen zu vermeiden bzw. zu mindern, haben wir wichtige Schritte unternommen. So wurden beispielsweise ein Programm für das Pipeline-Integritätsmanagement implementiert und eine Reihe von Anlagen modernisiert, zum Beispiel Verdichterstationen.

Maßnahmen im Jahr 2021 

Im Jahr 2021 haben wir die Implementierung von Programmen zur Lecksuche und -reparatur (Leak Detection And Repair; ) fortgesetzt, um unsere diffusen Emissionen zu reduzieren.

  • Bei E&P Austria haben wir ein LDAR-Programm mit optischer Gasdetektion (FLIR-Kamera), fortlaufender Inspektion der Erdöl- und Erdgasbohrungen und -einrichtungen, Dokumentation in einer Inspektionsdatenbank und Messung der Leckagemengen eingeführt. Es wurde an allen Einrichtungen umgesetzt.
  • In Tunesien wurde für die zentrale Verarbeitungsanlage Waha ein Methanemissionsinventar eingerichtet, um alle Quellen und Arten von Methanemissionen und unbeabsichtigte Leckagen zu erfassen.
  • E&P OMV Petrom implementierte im Rahmen von „Green Kaizen“-Events im Jahr 2020 in allen Assets ein LDAR-Programm. Die „Green Kaizen“-Veranstaltungen sollen dazu dienen, diffuse Emissionen an den jeweiligen Standorten zu minimieren oder sogar ganz zu eliminieren, und gleichzeitig bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort sowie den lokalen Vertragsunternehmen das Bewusstsein für einen CO2-armen Betrieb erhöhen. Die Events dauern üblicherweise fünf Tage und beziehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in diesem Zeitraum aktiv ein. Letztendlich handelt es sich um eine sehr konzentrierte Form der LDAR, allerdings mit zusätzlichen Messungen, die vor und nach der Reparatur von einem externen Vertragsunternehmen durchgeführt werden. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, das Problembewusstsein unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erhöhen. Zudem sollen sie in die Lage versetzt werden, den Umfang eines Problems zu erkennen, Lösungen umzusetzen und die dadurch erzielten Ergebnisse dauerhaft beizubehalten. Die OMV Petrom baute auf den 2020 gesammelten Erfahrungen auf und setzte das Programm 2021 durch die Organisation von „Green Kaizen“-Veranstaltungen in den Assets Oltenia und Moesia fort.
  • Im Geschäftsbereich Refining & Marketing (R&M) implementierte die Raffinerie Petrobrazi ein LDAR-Programm gemäß (Best Available Techniques – Reference Documents; BVT-Merkblatt). Ziel des Programms ist die Verringerung diffuser Emissionen aus der technischen Ausrüstung der Anlage (Lüftungsöffnungen, Flansche). Im Jahr 2021 zielte das Programm auf zugängliche Quellen diffuser Emissionen im Tanklager und dem Bereich für die Produktion von Aromaten ab. Das Programm beinhaltete auch das Screening nicht zugänglicher Quellen. Dabei wurden keine Leckagen gefunden. Die Messungen erfolgten mittels optischer Gasdetektion (Optical Gas Imaging; ). Dabei kam eine moderne Infrarot-Handkamera zum Einsatz, die speziell für diesen Zweck entwickelt wurde. Von den identifizierten Lecks konnten 84% repariert werden. Um den Rest zu beheben, muss eine Blockabschaltung erfolgen.

Zudem arbeiten wir weiter darauf hin, das routinemäßige Abfackeln bzw. Ablassen von Begleitgas bis 2030 schrittweise einzustellen. Insgesamt 82% unseres routinemäßigen Abfackelns in den Anlagen von OMV E&P findet im Jemen statt. Um diesen Wert zu reduzieren, wurden in der zentralen Verarbeitungsanlage im Dezember 2021 zwei Gasmotoren für die Stromerzeugung in Betrieb genommen. Diese Motoren tragen dazu bei, das Abfackeln zu reduzieren, denn sie arbeiten mit Gas, das zuvor abgefackelt worden wäre. Da sie zudem Dieselgeneratoren ersetzen, bewirken sie weitere THG-Einsparungen.

Ausblick 

Wir werden die schrittweise Einstellung des Abfackelns bzw. Ablassens von Begleitgas kontinuierlich fortsetzen und nach weiteren Möglichkeiten Ausschau halten, wie sich das Gas abscheiden und verwenden lässt. In Tunesien beispielsweise scheiden wir einen Großteil des Gases aus dem Feld Waha bereits ab und verkaufen es. Einige Gasbestandteile ließen sich jedoch zuvor aufgrund ihrer geringen Qualität nicht verkaufen und wurden stattdessen routinemäßig abgefackelt. Ende 2021 erfolgte die endgültige Investitionsentscheidung für ein Projekt, das uns in die Lage versetzen wird, alle Komponenten des Begleitgases abzuscheiden und zu verkaufen, sodass wir das routinemäßige Abfackeln schrittweise komplett einstellen können. Bei diesem Projekt geht es um die Rückgewinnung überschüssiger Gase, die gegenwärtig zur Fackel geleitet werden, durch die Installation von drei Gasrückführungsanlagen. Im Jemen wurden im Dezember 2021 zwei Gasmotoren in Betrieb genommen. Zudem werden wir uns darauf konzentrieren, diffuse Methanemissionen durch Prozessoptimierung sowie durch Maßnahmen zur Feldmodernisierung und Integritätsverbesserung im Bereich E&P zu reduzieren. In allen betriebenen E&P-Assets werden wir weiterhin Programme zur Erkennung und Reparatur von Methanlecks erarbeiten und umsetzen.

Ziel bis 2025

  • Erreichen einer Methanintensität bei E&P1 Die Methanintensität beschreibt die Menge an Methanemissionen aus den vom Geschäftsbereich E&P der OMV betriebenen Erdöl- und Erdgas-Assets als Prozentanteil der gesamten Gasmenge, die aus dieser Geschäftstätigkeit auf den Markt kommt. Die Methanintensität [%] wird wie folgt berechnet: Methanemission [Sm3] / vermarktetes Gas (Verkäufe) [Sm3]. von 0,2% oder darunter

Ziele bis 2030

  • Erreichen einer Methanintensität von 0,1% oder darunter
  • Abschaffung des routinemäßigen Abfackelns oder Ablassens von Begleitgas so rasch wie möglich, jedoch spätestens bis 2030

Stand 2021

  • Die Methanintensität liegt bei 0,6%.
  • Die Menge an routinemäßig abgefackeltem Gas wurde von 462 m3 im Jahr 2020 auf 410 Mio m3 im Jahr 2021 reduziert.

Relevante SDGs

SDG-Ziel:

13.1 Die Widerstandskraft und die Anpassungsfähigkeit gegenüber klimabedingten Gefahren und Naturkatastrophen in allen Ländern stärken

1Die Methanintensität beschreibt die Menge an Methanemissionen aus den vom Geschäftsbereich E&P der OMV betriebenen Erdöl- und Erdgas-Assets als Prozentanteil der gesamten Gasmenge, die aus dieser Geschäftstätigkeit auf den Markt kommt. Die Methanintensität [%] wird wie folgt berechnet: Methanemission [Sm3] / vermarktetes Gas (Verkäufe) [Sm3].

CO2
Kohlendioxid
THG
Treibhausgas
VOC
flüchtige organische Verbindung
NMVOC
flüchtige organische Verbindung ohne Methan
LDAR
Leak Detection and Repair; Lecksuche und -reparatur
BAT BREF
Best Available Techniques Reference Document; BVT-Merkblatt
OGI
Optical Gas Imaging; optische Gasdetektion
Mio
Million(en)