Kreislaufwirtschaft

Wesentliches Thema: Kreislaufwirtschaft

Entkopplung des Wirtschaftswachstums von der Ressourcenerschöpfung durch Rückgewinnung und Wiederverwendung von Produkten oder Abfällen zur Herstellung neuer Materialien und Produkte, wie zum Beispiel recycelter oder biobasierter Polyolefine

Relevanter GRI

  • 306: Abfall 2020

NaDiVeG

  • Umweltbelange

Relevante SDGs

Der OMV Konzern ist der Überzeugung, dass der Umstieg auf eine Kreislaufwirtschaft seine Auswirkungen auf die Umwelt und seine -Emissionen erheblich reduzieren wird. Eine Kreislaufwirtschaft entkoppelt das Wirtschaftswachstum von der Ressourcenerschöpfung, indem sie Ma­terialien, Rohstoffe und Produkte im Kreislauf hält und die Vermüllung der Umwelt, insbesondere der Ozeane, und eine Überlastung der Deponien durch diese Ressourcen so weit wie möglich verhindert. Der Übergang von einer linearen Wirtschaft des „Herstellens, Verwendens und Entsorgens“ („Make, Use, Dispose“) zu einer kreislauforientierten Wirtschaft, bei der die Prinzipien „Reduzieren, Wiederverwenden und Recyceln“ („Reduce, Reuse, Recycle“) im Mittelpunkt stehen, wird auch zu einer Eindämmung der globalen Erwärmung beitragen. Durch die effiziente Nutzung wertvoller Ressourcen können Nebenprodukte oder Abfälle wiederverwertet und wiederverwendet werden, um neue Materialien und Produkte herzustellen. Dieser Ansatz hat das Potenzial, die Emissionen entlang der Produktwertschöpfungsketten deutlich zu verringern.

Neben dem Recycling von Kunststoffabfällen und deren Wiederverwertung zur Herstellung neuer Materialien und Produkte spielen für den OMV Konzern in der Kreislaufwirtschaft auch Kunststoffe, die auf erneuerbaren Rohstoffen basieren, eine Schlüsselrolle. Die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe senkt den Bedarf an fossilen Rohstoffen und reduziert den 2-Fußabdruck beträchtlich. Der OMV Konzern konzentriert sich auf die Verwendung von Abfallbiomasse wie etwa von Rückständen aus der Forstwirtschaft, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelkette stehen und deshalb nicht die Inanspruchnahme zusätzlicher natürlicher Ressourcen wie Land und Wasser erfordern. Wenn sie dann recycelt werden, können diese Biokunststoffe der zweiten Generation in einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft eine wichtige Rolle spielen und die Treibhausgasemissionen sowohl in der Input- als auch in der End-of-Life-Phase reduzieren.

Die Schaffung einer echten kreislauforientierten Wirtschaft hat auch umfassende gesellschaftliche Auswirkungen. Sie wird der Gesellschaft wirtschaftlichen Nutzen bringen, in­dem sie die massive finanzielle Belastung durch ineffektive Abfallmanagementsysteme und unzureichendes Umwelt­verschmutzungsmanagement reduziert; und sie wird neue Geschäftschancen und Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette schaffen. Eine Kreislaufwirtschaft wird zudem zu besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen führen und für eine insgesamt sauberere Umwelt sorgen.

Nach dem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung am Polyolefinproduzenten Borealis im Jahr 2020 und der Eingliederung von Borealis in den Geschäftsbereich C&M der OMV ist die Kreislaufwirtschaft jetzt ein Eckpfeiler der Strategie 2030 des OMV Konzerns. Die OMV plant, bis 2030 eine Produktionskapazität von 2.000 /J an nachhaltigen Polymeren und Chemikalien aufzubauen. Genauer gesagt handelt es sich dabei um Polyolefinprodukte oder andere Chemikalien, die aus Kunststoffabfällen (mittels mechanischer oder chemischer Recyclingprozesse) oder biobasierten Roh­stoffen gewonnen werden. Damit einhergehend wird die Nutzung fossiler Brennstoffe abnehmen. Deshalb plant auch die OMV bis 2030 das Produktionsniveau für Öl und Gas auf rund 350 kboe/d und den Rohöldurchsatz um 2,6  t zu senken. Diese fossilen Brennstoffe würden normalerweise auch zur Produktion von Polymeren eingesetzt. Stattdessen werden künftig mehr Polymere aus recyceltem Abfall oder erneuerbaren Ressourcen, wie zum Beispiel biobasierten Rohstoffen, hergestellt. Im Jahr 2022 ver­arbeitete der OMV Konzern 117,8 kt kreislauffähige Rohstoffe.

Ziel bis 2025

  • Aufbau von Produktionskapazitäten für nachhaltige Polyolefine (einschließlich recycelter und biobasierter Polyolefine) oder andere Chemikalien in einer Größenordnung von 600 kt/J

Ziel bis 2030

  • Aufbau von Produktionskapazitäten für nachhaltige Polyolefine (einschließlich recycelter und biobasierter Polyolefine) oder andere Chemikalien in einer Größenordnung von rund 2.000 kt/J

Stand 2022

  • Produktionskapazität von 148,5 kt/J eingerichtet

Relevante SDGs

SDG-Ziele:
8.4 Bis 2030 die weltweite Ressourceneffizienz in Konsum und Produktion Schritt für Schritt verbessern und die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltzerstörung anstreben, im Einklang mit dem Zehnjahres-Programmrahmen für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster, wobei die entwickelten Länder die Führung übernehmen
9.4 Bis 2030 die Infrastruktur modernisieren und die Industrien nachrüsten, um sie nachhaltig zu machen, mit effizienterem Ressourceneinsatz und unter vermehrter Nutzung sauberer und umweltverträglicher Technologien und Industrieprozesse, wobei alle Länder Maßnahmen entsprechend ihren jeweiligen Kapazitäten ergreifen
12.5 Bis 2030 das Abfallaufkommen durch Vermeidung, Verminderung, Wiederverwertung und Wiederverwendung deutlich verringern
14.1 Bis 2025 alle Arten der Meeresverschmutzung, insbesondere durch vom Lande ausgehende Tätigkeiten und namentlich Meeresmüll und Nährstoffbelastung, verhüten und erheblich verringern

Über ihre Tochtergesellschaft Borealis fördert die OMV die Kreislaufwirtschaft branchenweit, indem sie entsprechende Initiativen auf den Weg bringt und an Aktivitäten und Plattformen teilnimmt, die Recyclingoptionen und -lösungen vorantreiben. Borealis ist ein Kernpartner der New Plastics Economy (), ein Mitglied der Circular Plastics Alliance der und hat ein Manifest unterzeichnet, in dem die -Mitgliedsstaaten aufgefordert werden, sich für die Entwicklung eines globalen Abkommens zum Kampf gegen Umweltverschmutzung durch Plastikmüll einzusetzen.

Der OMV Konzern hat das Ziel, in puncto Kunststoffzirkularität eine führende Position einzunehmen und seinen Kund:innen innovative Lösungen anzubieten, die die Kreislaufwirtschaft fördern. Für den Übergang zu einer echten kreislauforientierten und klimaneutralen Wirtschaft bedarf es einer Vielzahl von Lösungen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Produkte über viele Lebenszyklen hinweg mit möglichst hohem Wert, hoher Qualität und hohem Nutzen im Kreislauf verbleiben. Dies kann nur durch den Einsatz einer ganzen Reihe verschiedener sich ergänzender Technologien erreicht werden, die kaskadiert zum Einsatz kommen. Dieser integrierte Ansatz wird durch das nachfolgende kreislauforientierte Kaskadenmodell verkörpert:

Kreislaufwirtschaft (graphic)

Design für Ökoeffizienz

Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich eine grundlegende Denkweise, die von Anfang an darauf ausgerichtet ist, die Verwendung von Ressourcen in der Produktion zu minimieren und den Lebenszykluswert des Produkts zu maximieren. Das Schaumstoffgeschäft von Borealis ist ein Paradebeispiel für ökoeffiziente Polyolefinlösungen. Diese Produkte kommen in Branchen wie Verpackung, Sport, Transport und Bau zum Einsatz und unterstützen den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, da sie sich besonders für ultraleichte Schaumstoffanwendungen eignen und vollständig recycelbar sind.

Im Jahr 2022 entwickelte Borealis gemeinsam mit Bockatech, dem Erfinder der patentierten Produktionstechnologie EcoCore®®, einen neuen, ultraleichten Becher, der den Umstieg des Marktes von Einweg- auf Mehrwegverpackungen beschleunigen soll und dadurch Verpackungsabfälle und CO2-Emissionen reduzieren wird. Die Entwicklung wurde bereits auf drei wichtigen europäischen Events zu nachhaltigen Wertschöpfungsketten vorgestellt. Dies führte zur Unterzeichnung der ersten Verträge für drei neue Anwendungen mit PACCOR und Jokey.

Wiederverwendung

Die Wiederverwendung ist ein Kernelement der Zirkularität, da der Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft zunächst mit Reduktion und Wiederverwendung beginnt, bevor Rückgewinnung und Recycling den Kreislauf schließen. Dieser Schritt zielt darauf ab, die Lebensdauer jener Produkte zu maximieren und zu verlängern, die bereits im Umlauf sind. Dies geschieht durch die Nutzung von Know-how über die Verwendung und Verarbeitung von Kunststoffen und die Entwicklung von Systemen und Geschäftsmodellen für die Wiederverwendung.

Partnerschaften sind für die Vertiefung des Know-hows über die Wiederverwendung und die Ausweitung der Aktivitäten in diesem Bereich von entscheidender Bedeutung. So verstärkte Borealis 2022 sein Engagement zur Wiederverwendung durch mehrere Kooperationsprojekte mit Partnern aus der Wertschöpfungskette und intensivierte seinen Einsatz für das UN-Abkommen gegen die Umweltverschmutzung durch Plastikmüll. Darüber hinaus trat Borealis dem 4everPack-Konsortium bei, einem zweijährigen Forschungsprogramm, das vom finnischen Forschungszentrum VTT geleitet und von der finnischen Regierungsorganisation Business Finland finanziert wird. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Wertschöpfungskette von Mehrwegverpackungen und ihrer Bedeutung für den Übergang von einem linearen zu einem vollständig kreislauforientierten Wirtschaftsmodell. Borealis unterstützt dieses Projekt mit seinem Fachwissen über innovative Materialien und Verpackungsdesigns für die ausgewählten Wiederverwendungssysteme.

Zu den weiteren Entwicklungen im Jahr 2022 gehört eine Vereinbarung zwischen Borealis und Red-Use On the Go zur Entwicklung und Umsetzung eines kreislauffähigen Geschäftsmodells in einer Wiederverwendungsumgebung, unterstützt durch digitale Lösungen und mechanisches Recycling. Die Partner werden Erkenntnisse über das optimale Design für die Wiederverwendung und über zirkuläre Materialflüsse in Wiederverwendungsmodellen für die Veranstaltungsbranche und die Marktsegmente -Services und Take-away gewinnen. Mit einem intelligenten Verpackungsdesign, zum Beispiel mit RFID-Tags oder QR-Codes, können Daten, die für die Messung der Leistung eines Wiederverwendungssystems entscheidend sind, abgerufen und analysiert werden.

Design für Recyclingfähigkeit

Eines der größten Hindernisse für ein umfassenderes Recycling von Kunststoffen ist die Tatsache, dass viele Produkte nicht von Vornherein für das Recycling konzipiert werden. So werden für flexible Verpackungen häufig Schichten aus verschiedenen Materialien verwendet, was die Trennung und das Recycling des Kunststoffanteils extrem erschwert. Die Herausforderung besteht darin, Verpackungen zu entwickeln, die aus nur einem Material (Monomaterial) bestehen und dabei die gleiche oder sogar eine verbesserte Leistung erreichen. Beim Design für Recyclingfähigkeit () liegt demnach der Schwerpunkt darauf, ein Produkt von Vornherein so zu konzipieren, dass es problemlos gesammelt, sortiert und recycelt werden kann. DfR ist ein wichtiger Aspekt des ökoeffizienten Designs und betrachtet dabei den gesamten Lebenszyklus eines Produkts: die Produktion, die Nutzung sowie die Phasen nach dem Gebrauch.

Inspiriert vom Vorhaben der EU-Kommission, die Recyclingrate zu erhöhen, haben sich Markeninhaber:innen weltweit dazu verpflichtet, bis 2025 Verpackungslösungen zu entwickeln, die zu 100% recycelbar, wiederverwendbar oder kompostierbar sind. Zur Förderung von DfR hat Borealis zehn Verhaltensregeln für Designer:innen von Polyolefinverpackungen entwickelt, die das Unternehmen auch aktiv bewirbt. Sie unterstützen Designer:innen bei der Entwicklung von Verpackungsmaterialien, die erfolgreich recycelt und wiederverwendet werden können – entweder für denselben Verwendungszweck oder in anderen Produkten. Die Regeln fließen auch in die Bewertungsmethoden für die Recyclingfähigkeit ein, zum Beispiel in zukünftige Richtlinien zur erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility; ) bei Verpackungen.

Borealis nutzt seine Innovationsaktivitäten auch zur Entwicklung von Alternativen zu Materialien und Materialkombinationen, die heute nicht recycelbar sind. Außerdem arbeitet Borealis mit strategischen Partner:innen aus der Wertschöpfungskette zusammen, um sein Angebot an vollständig recycelbaren Monomateriallösungen zu erweitern. So kooperierte Borealis zum Beispiel mit W&H, AMAT und GEA Food Solutions, um ein nur aus einem Material bestehendes Cast-Polypropylen-Laminat zu entwickeln, das zu 100% recycelbar ist. Dieses Produkt ist die ideale Lösung für anspruchsvollste Lebensmittelverpackungen, da es eine lange Lagerfähigkeit gewährleistet und eine gute Resistenz gegen hohe Temperaturen bietet.

Borealis ist ein aktives Mitglied von HolyGrail 2.0 (HG 2.0), einer Initiative für digitale Wasserzeichen, die mittlerweile auf mehr als 170 Mitglieder angewachsen ist, wobei auch über 40 Markeninhaber:innen und Einzelhändler:innen vertreten sind. Diese Initiative – unter der Federführung des europäischen Markenverbands AIM und mit Unterstützung der Alliance to End Plastic Waste – ist ein Pilotprojekt, mit dem die technische Machbarkeit von digitalen Wasserzeichen (d.h. nahezu unsichtbaren, briefmarkengroßen Codes auf der Verpackung) für die präzise Sortierung von Verpackungsabfällen sowie die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Geschäftsmodells in großem Maßstab nachgewiesen werden sollen.

Im Jahr 2022 schloss HG 2.0 die Tests für die Phase 2 erfolgreich ab, in der ein Prototyp des digitalen Wasserzeichens auf Geschwindigkeit, Genauigkeit und Erkennungseffizienz in Kombination mit der Erkennung im Nahinfrarot- und im sichtbaren Spektrum getestet wurde. Nach den erfolgreichen Testläufen an zwei Standorten brachten Markeninhaber:innen in Deutschland, Frankreich und Dänemark erste Produkte mit digitalen Wasserzeichen auf den Markt. Die Phase 3 des Projekts startet im ersten Quartal 2023 und umfasst groß angelegte Tests in kommerziellen Sortier- und Recyclinganlagen, wobei die Polyolefin-Tests in der mechanischen Recyclinganlage von Borealis in Lahnstein, Deutschland, durchgeführt werden.

Schließung des Kreislaufs

Das Potenzial der Wiederverwendung von Produkten hat auch seine Grenzen. Hier kommen dann die Schritte der Rückgewinnung und des Recyclings des kreislauforientierten Kaskadenmodells ins Spiel, um den Kreislauf von Kunststoffabfällen zu schließen.

Im Jahr 2022 gründeten Borealis und die Reclay Group, internationale Experten für Umwelt- und Materialrückgewinnungsmanagement, gemeinsam die Recelerate GmbH. Das neue Unternehmen startet mit der Mission in den Markt, entscheidende Schritte in den Prozessen der Kunststoffsortierung und des anschließenden Recyclings von Leichtverpackungen (LVPs) neu zu gestalten. Das erklärte Ziel ist die Beschleunigung der Kreislaufwirtschaft, um der steigenden Marktnachfrage nach hochwertigen Rezyklaten für den Einsatz in High-End-Kunststoffanwendungen gerecht zu werden. Angetrieben wird das gemeinsame Unternehmen von der Stärke der Reclay Group im Bereich von Systemen der erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility; EPR), während Borealis den Fokus auf das Wachstum eines stärker kreislauforientierten Kunststoffmodells einbringt. Recelerate wird Borealis den Zugang zu Post-Consumer-Kunststoffabfällen öffnen, die mit der proprietären Borcycle™-Recycling-Technologie von Borealis verwertet werden können. Kund:innen und Verbraucher:innen erhalten im Umkehrschluss einen besseren Zugang zu hochwertigen recycelten Materialien. So wird Recelerate wichtige Partner:innen in der Kunststoff-Wertschöpfungskette miteinander verbinden und dadurch bestehende Lücken schließen, das Wachstum der Kreislaufwirtschaft beschleunigen und die Verwendung von nachhaltigen Kunststoffen vorantreiben.

Der OMV Konzern hat sich verpflichtet, die Palette kreislauffähiger Produkte laufend zu erweitern. Da sich mechanisches und chemisches Recycling gegenseitig ergänzen, richtet der Konzern sein Augenmerk gleichermaßen auf die Entwicklung beider Technologien. Die Bestrebungen des Konzerns im Bereich des mechanischen Recyclings werden von seiner Tochtergesellschaft Borealis verfolgt. In diesem Sinne setzt Borealis seine Zusammenarbeit mit Partner:innen fort, um neue Technologien für das mechanische Recycling zu entwickeln – mit dem Ziel, Produkte in einer mit Neuware vergleichbaren Qualität zu liefern, wo immer dies möglich ist, und das mit dem geringsten ökologischen Fußabdruck (mehr dazu siehe Mechanisches Recycling).

Durch chemisches Recycling können Restabfallströme aus dem mechanischen Recycling sowie gemischte Kunststoffabfallströme, die sonst verbrannt oder deponiert würden, verwertet werden. Bei diesem Prozess wird die chemische Zusammensetzung des Kunststoffs verändert. Das so gewonnene synthetische Pyrolyseöl kann dann wieder zur Herstellung von Kunststoffen oder Produkten aller Art verwendet werden. Da diese Kunststoffe praktisch mit Neukunststoffen vergleichbar sind, können sie auch für ein breiteres Anwendungsspektrum eingesetzt werden (mehr dazu siehe Chemisches Recycling).

Die Nachfrage steigt sowohl nach hochwertigen Rezyklaten als auch nach produktbasierten Lösungen für erneuerbare Rohstoffe. Der OMV Konzern hat sich verpflichtet, Hersteller:innen und Markeninhaber:innen bei der Bewältigung ökologischer und regulatorischer Herausforderungen zu unterstützen und entwickelt daher sein Angebot an kreislauffähigen und erneuerbaren Produkten laufend weiter. Die breite Palette an fortschrittlichen mechanisch recycelten Produkten sind in der Produktlinie Borcycle™ M zusammengefasst, während chemisch recycelte Produktlösungen im Portfolio von Borcycle™ C gebündelt sind. Im Jahr 2022 startete Borealis außerdem die Vermarktung von Produkten, die auf erneuerbaren Rohstoffen basieren: Bornewables™ und Borvida™ (mehr dazu siehe Erneuerbare Rohstoffe).

Der OMV Konzern hat sich auch dem Ziel verschrieben, den Austritt von Plastik in die Umwelt zu reduzieren. Im Jahr 2017 startete Borealis in Indonesien gemeinsam mit SYSTEMIQ die Initiative „Project STOP“ (Stop Ocean Plastics). Sie hat zum Ziel, das Austreten von Abfällen in die Umwelt vollständig zu vermeiden und mehr Kunststoffe zu recyceln. Das Projekt konzentriert sich auf jene Regionen, die die stärkste Umweltverschmutzung durch Plastikmüll aufweisen. Mit Unterstützung durch Industrie- und Regierungspartner arbeitet es Hand in Hand mit Städten daran, leckagefreie, kosteneffiziente und stärker kreislauforientierte Abfallmanagementsysteme zu schaffen (mehr dazu siehe Community-Investitionen und die Website von Project STOP).

Governance

Das Thema Kreislaufwirtschaft steht beim OMV Konzern seit 2015 auf der Tagesordnung und ist seit dem Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an Borealis im Jahr 2020 noch wichtiger geworden. So werden nun mehrere Aspekte der Kreislaufwirtschaft, insbesondere das chemische und mechanische Recycling, gemeinsam weiterentwickelt. Die OMV legt derzeit ihre Governance für dieses wesentliche Thema fest.

Die Strategie des OMV Konzerns in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft ist eng mit der Dekarbonisierungsstrategie verwoben und wird von der Abteilung Strategic Planning & Projects überwacht, die direkt an den CEO der OMV berichtet. Darüber hinaus wurden im Geschäftsbereich C&M spezielle Abteilungen eingerichtet, wie beispielsweise die Abteilung Plastic-to-Plastic, die für die Entwicklung und Umsetzung der Aktivitäten der OMV im chemischen Recycling und der damit verbundenen Rohstoffstrategie verantwortlich ist.

Mit der neuen Strategie 2030, die im März 2022 eingeführt wurde, unterstreicht die OMV einmal mehr die Bedeutung einer Kreislaufwirtschaft für ein nachhaltiges Chemiegeschäft der Zukunft. Aus diesem Grund plant der OMV Konzern einen grundlegenden strategischen Wechsel von einem linearen zu einem zirkulären Geschäftsansatz. Der Geschäftsbereich C&M wird der zentrale Wachstumsmotor des Unternehmens sein und soll substanziell gestärkt, erweitert und diversifiziert werden, um sich zu einem führenden Anbieter von hochwertigen Polyolefinlösungen sowie von erneuerbaren und kreislauffähigen Chemikalien und Materialien zu entwickeln. Zur Umsetzung dieser Strategie wurde ein neues Target Operating Model definiert. Diese neue Organisation, die im Jahr 2023 in Kraft tritt, bildet das Rückgrat der Strategieumsetzung.

Der Geschäftsbereich C&M wird weiterhin die gesamte Wertschöpfungskette für Chemikalien abdecken und auch die Verantwortung für die Wertschöpfung in der Kreislaufwirtschaft tragen. Als einer der Schwerpunktbereiche im Geschäftsbereich C&M wird Circular Economy eine eigene Geschäftseinheit bilden, in die die derzeitige Abteilung Plastic-to-Plastic integriert wird. Diese Einheit wird Aktivitäten zur Geschäftsentwicklung sowie Tätigkeiten im Zusammenhang mit kreislauffähigen Rohstoffen abdecken.

Die für die Weiterentwicklung der ReOil®®-Technologie der OMV zuständige Abteilung wird dem neuen Konzernbereich Innovation & Technology zugeordnet und damit in die direkte Verantwortung des CEO der OMV überführt. Unter anderem wird auch das neue Lizenzgeschäft von einer eigenen Abteilung innerhalb dieser Einheit verwaltet werden. Die Idee hinter der Einrichtung einer eigenen Konzernfunktion mit Schwerpunkt auf Innovation und Technologie unter der Leitung des CEO ist, dass die Transformation durch ein hohes Maß an Innovation und neuen Technologien bei gleichzeitiger Wertmaximierung des Lebenszyklusmanagements aktueller Technologien vorangetrieben wird. Die neue Organisationsstruktur wird diese Fähigkeiten konzernweit stärken.

Die Mehrzahl der Initiativen des OMV Konzerns zur Kreislaufwirtschaft, insbesondere im Hinblick auf mechanisches Recycling und kreislauffähige Produkte, werden von Borealis durchgeführt. Um den Übergang zu einem Kreislaufwirtschaftsmodell zu beschleunigen, gibt es bei Borealis eine eigens dafür eingerichtete Abteilung namens Circular Economy Solutions and New Business Development. Sie ist für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaftsstrategie von Borealis verantwortlich, die sich auf mehrere thematische Projektschwerpunkte konzentriert, wie zum Beispiel Recycling oder Design für Recyclingfähigkeit. Des Weiteren unterstützt die Abteilung alle sonstigen Geschäftsbereiche von Borealis bei der branchenspezifischen Transformation. Eine andere Abteilung konzentriert sich voll und ganz auf kurz- bis mittelfristige Wachstumschancen im mechanischen Recycling und bezieht dabei die zu Borealis gehörenden Unternehmen mtm plastics und Ecoplast mit ein. Das Circular Economy Innovation Studio in der Innovationszentrale von Borealis in Linz, Österreich, bleibt die Speerspitze des Unternehmens für Technologie und Innovation, während das Digital Studio in Brüssel, Belgien, digitale Lösungen für die Kreislaufwirtschaft entwickelt. Diese Struktur ermöglicht es Borealis, ständig dazuzulernen und die Grenzen von Innovation zu verschieben. Gleichzeitig wächst das Unternehmen dank seines Angebots an kundenorientierten Kreislauflösungen, die den heutigen Bedürfnissen entsprechen.

Im Jahr 2018 rief Borealis eine spezielle Plattform namens EverMinds™ ins Leben. Diese Plattform dient dazu, alle Aktivitäten von Borealis im Bereich der Kreislaufwirtschaft zu bündeln, um ihre Wirkung zu verstärken und das Bewusstsein für dieses Thema zu erhöhen. EverMinds™ ermöglicht eine engere Zusammenarbeit zwischen Borealis und seinen Partner:innen im Interesse der Entwicklung innovativer und nachhaltiger Polyolefinlösungen, die auf dem kreislauforientierten Modell aus recyclingfähigem Design, Wiederverwendung und Recycling basieren. Mehr über spezifische Initiativen, das Management und die Governance sowie die Entwicklung kreislauffähiger Produkte bei Borealis finden Sie im Geschäftsbericht des Unternehmens.

Der OMV Konzern hat eine Reihe von Initiativen gestartet, um das Bewusstsein seiner Mitarbeiter:innen für das Recycling zu schärfen, insbesondere für das Recycling von Kunststoffen. So werden beispielsweise regelmäßig informative interne Blogs veröffentlicht und Expertengespräche organisiert, um die Mitarbeiter:innen darüber aufzuklären, was die verschiedenen Recyclingcodes für Kunststoffe bedeuten und wie man die verschiedenen Arten von Kunststoffabfällen korrekt trennt, damit sie schließlich recycelt werden können.

Im Jahr 2022 hielt der OMV Konzern eine einwöchige Veranstaltung zur Förderung der Kreislaufwirtschaft für alle Mitarbeiter:innen ab. Dabei handelte es sich um eine Purpose-orientierte Initiative zu den Themen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, die von der OMV Abteilung People & Culture geleitet und von internen Fachexpert:innen durchgeführt wurde. Ziel dieser Veranstaltung war es, den Mitarbeiter:innen die Grundlagen des Recyclings und der Kreislaufwirtschaft zu vermitteln und sie gleichzeitig zu einer Haltung in ihrer täglichen Arbeit zu motivieren, die zum Aufbau einer nachhaltigen Zukunft beiträgt (mehr dazu siehe Mitarbeiter:innen).

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Design for Recyclability
EPR
Extended Producer Responsibility; erweiterte Herstellerverantwortung