Risikomanagement
Als internationaler Öl-, Gas- und Chemiekonzern, dessen Aktivitäten von der Förderung und Produktion von Kohlenwasserstoffen bis zum Handel und zur Vermarktung von Mineralölprodukten, chemischen Produkten und Erdgas reichen, ist die OMV einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt – unter anderem Marktpreisrisiken und anderen finanziellen Risiken sowie operativen und strategischen Risiken. Im Risikomanagementprozess des Konzerns liegt der Schwerpunkt auf der Identifizierung, Bewertung und Beurteilung dieser Risiken und ihrer Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität und Rentabilität. Ziel ist es, die Risiken im Rahmen des Risikoappetits und der festgelegten Risikotoleranzen des Konzerns aktiv zu steuern, um langfristige strategische Ziele der OMV zu verwirklichen.
Der Konzern vertritt die Ansicht, dass durch sein integriertes Geschäftsmodell und die damit verbundenen teilweise gegenläufigen Risiken das Gesamtrisiko wesentlich niedriger ist als die Summe der einzelnen Risiken. Die ausgleichende Wirkung von Branchenrisiken erfolgt jedoch häufig zeitlich verzögert oder abgeschwächt. Die Risikomanagementaktivitäten fokussieren sich daher auf die Nettoposition der Risiken des aktuellen und zukünftigen Geschäftsportfolios des Konzerns. Die wechselseitigen Abhängigkeiten und Korrelationen zwischen den einzelnen Risiken spiegeln sich auch im konzernweiten Risikoprofil wider. Die Themenbereiche Risikomanagement und Versicherung werden zentral durch den Bereich Treasury & Risk Management koordiniert. Damit wird sichergestellt, dass im gesamten Konzern klare und konsistente Prozesse, Methoden und Techniken in Bezug auf das Risikomanagement angewendet werden. Für jedes Risiko wird ein:eine Risk Owner definiert, der:die am besten geeignet ist, die Überwachung und Steuerung des jeweiligen Risikos zu verantworten.
Das generelle Ziel der Risikopolitik ist es, die Liquidität des Konzerns abzusichern und ein dem Risikoappetit des OMV Konzerns entsprechend starkes Investment-Grade-Rating zu erhalten.
Unternehmensweites Risikomanagement
Finanzielle und nicht finanzielle Risiken werden regelmäßig im Rahmen des unternehmensweiten Risikomanagement-(UWRM-)Prozesses des OMV Konzerns identifiziert, beurteilt und berichtet.
Hauptzweck des UWRM-Prozesses ist es, einen wesentlichen Wertbeitrag für das Unternehmen zu leisten, indem risikobasierte Managemententscheidungen ermöglicht werden. Dies erfolgt mithilfe des Modells der drei Verteidigungslinien: 1. Unternehmensführung, 2. Risikomanagement und Aufsichtsfunktionen, 3. Interne Revision. Durch die richtige Einschätzung der finanziellen, operativen und strategischen Risiken wird die Nutzung von Geschäftsmöglichkeiten systematisch unterstützt, wodurch der Wert der OMV nachhaltig gesteigert wird. Das UWRM-System hat seit 2003 in allen Bereichen des Konzerns, einschließlich der Tochtergesellschaften in mehr als 20 Ländern, das Risikobewusstsein und die Kenntnisse über das Risikomanagement deutlich verbessert. Die OMV arbeitet laufend an der Weiterentwicklung des UWRM-Prozesses gemäß den internen und externen Anforderungen, wie zum Beispiel der Berücksichtigung von ESG-(„Environment, Social, Governance“-)Standards und -Rahmenwerken.
Ein funktionsübergreifender Ausschuss bestehend aus Mitgliedern des Senior Managements und unter der Leitung des CFO – das Risk Committee – stellt sicher, dass wesentliche Risiken innerhalb des Konzerns im Rahmen des UWRM-Prozesses effektiv erfasst und gesteuert werden.
Der Prozess wird durch ein konzernweites IT-System unterstützt, in dem sämtliche festgelegten Prozessschritte dokumentiert werden: Risikoidentifikation, Risikoanalyse, Risikobewertung, Risikosteuerung, Berichterstattung und Monitoring führen zur kontinuierlichen Überwachung von Änderungen des Risikoprofils. Die Auswirkungen der durch einen Bottom-up-Prozess ermittelten Konzernrisiken werden mithilfe einer Monte-Carlo-Simulation bewertet und den Planungsdaten gegenübergestellt. Diese Herangehensweise wird vom Senior Management in einem Top-down-Prozess unter Einbeziehung der mit der Konzernstrategie verbundenen Risiken ergänzt. Auch nicht voll konsolidierte Gesellschaften sind in diesem Prozess inkludiert. Im Rahmen des UWRM-Prozesses bedienen wir uns konzernweit derselben Risikoterminologie und sprechen eine gemeinsame Risikosprache, um eine effektive Kommunikation von Risiken zu gewährleisten, wobei ESG-Risiken in der OMV Risikotaxonomie eine Schlüsselrolle spielen. Zweimal im Jahr werden die Ergebnisse dieses Prozesses zusammengeführt und dem Vorstand sowie dem Audit Committee des Aufsichtsrats präsentiert. In Übereinstimmung mit dem Österreichischen Corporate Governance Kodex wird die Funktionsfähigkeit des UWRM jährlich durch einen:eine Wirtschaftsprüfer:in evaluiert. Folgende finanzielle und nicht finanzielle Schlüsselrisiken wurden in Bezug auf die Erreichung des Mittelfristplans der OMV ermittelt:
- Finanzielle Risiken wie Marktpreisrisiken und Währungsrisiken
- Operative Risiken inklusive aller mit Anlagen verbundenen Risiken, Produktionsrisiken, Projektrisiken, Personalrisiken, IT-Risiken, HSSE- und regulatorischer bzw. Compliance-Risiken
- Strategische Risiken, die zum Beispiel durch Klimawandel und technologischen Fortschritt entstehen, aber auch Reputationsrisiken und politische Risiken wie Sanktionen beinhalten
Management der finanziellen Risiken
Marktpreis- und andere finanzielle Risiken, einschließlich der Marktpreisrisiken durch EU-Emissionsberechtigungen, entstehen durch die Volatilität von Rohstoffpreisen, Wechselkursen und Zinssätzen. Kreditrisiken, die durch die Unfähigkeit von Geschäftspartner:innen entstehen können, einer Zahlungs- oder Lieferverpflichtung nachzukommen, zählen ebenfalls zu den wesentlichen Risiken. Als Öl-, Gas- und Chemieunternehmen ist die OMV den Preisschwankungen der entsprechenden Rohstoffe in signifikantem Maße ausgesetzt. Auf der Währungsseite hat der Konzern wesentliche Risikopositionen in USD, RON, NOK, NZD und SEK. Aus dem Verkauf von Rohöl resultiert eine ökonomische Netto-USD-Long-Position in der OMV. Die vergleichsweise weniger signifikanten Risikopositionen in RON, NOK, NZD und SEK entstehen aus Kosten in lokalen Währungen in den jeweiligen Ländern.
Management von Rohstoffpreisrisiken, Währungsrisiken und Risiken im Zusammenhang mit EU-Emissionsberechtigungen
Die Analyse und das Management finanzieller Risiken, die aus Fremdwährungen, Zinssätzen, Rohstoffpreisen, EU-Emissionsberechtigungen, Kontrahent:innen, Liquidität und versicherbaren Risiken resultieren, werden zentral konsolidiert. Marktpreisrisiken werden konzernweit betrachtet und ihre möglichen Cashflow-Auswirkungen werden mittels eines Risikomodells analysiert, das Portfolioeffekte berücksichtigt. Die Auswirkungen der finanziellen Risiken (in erster Linie bezüglich Rohstoffpreisen und Währungen) auf Cashflow und Liquidität des Konzerns werden quartalsweise im Risk Committee präsentiert. Dieser Ausschuss unter der Leitung des CFO setzt sich aus den Mitgliedern des Senior Managements der Geschäftsbereiche und Konzernfunktionen zusammen.
In Bezug auf Rohstoffpreisrisiken und Währungsrisiken entscheidet der OMV Vorstand bei Bedarf über Hedging-Strategien zur Reduzierung dieser Risiken. Die OMV setzt Finanzinstrumente zu Sicherungszwecken ein, um die Konzernliquidität gegen den potenziell negativen Einfluss fallender Öl- und Gaspreise im Segment Exploration & Production abzusichern.
In den Geschäftsbereichen Refining & Marketing und Chemicals & Materials ist die OMV insbesondere volatilen Raffinerie- und Chemiemargen und Erdgaspreisen sowie Preisrisiken bei Lagerbeständen ausgesetzt. Entsprechende Optimierungs- und Hedging-Aktivitäten werden durchgeführt, um diese Risiken zu reduzieren. Hierunter fallen insbesondere Margen-Hedges sowie Lagerbestands-Hedges. Ein Governance-System zur Kontrolle von Optimierungs-, Handels- und Hedging-Risiken definiert klare Mandate einschließlich Risikoschwellen für solche Aktivitäten. Weiters werden Emissionszertifikate gehandelt, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Dabei streben wir eine ausgeglichene Position an Emissionszertifikaten durch den Verkauf im Falle eines Überhangs bzw. den Zukauf im Falle einer Unterdeckung an.
Zinsrisikomanagement
Zur Ausbalancierung des Zinsportfolios des Konzerns können im Rahmen definierter Regelungen Kredite von fixer auf variable Zinsbindung und vice versa umgestellt werden. Weiters analysiert die OMV regelmäßig den Einfluss von Zinsänderungen auf das Zinsergebnis aus variabel verzinsten Geldanlagen und -aufnahmen.
Kreditrisikomanagement
Das Kreditrisiko wesentlicher Kontrahent:innen wird auf Konzern- und Geschäftsbereichsebene bewertet und mittels definierter Limits für Banken, Geschäftspartner:innen und Sicherheitengeber:innen überwacht und gesteuert. Die Abläufe sind durch Richtlinien auf Ebene des OMV Konzerns geregelt. Angesichts eines schwierigen geopolitischen und wirtschaftlichen Umfelds mit hoher Inflation, volatilen Rohstoffpreisen, steigenden Zinsen und verzerrten Lieferketten wird besonders auf Frühwarnsignale geachtet, wie beispielsweise Änderungen im Zahlungsverhalten.
Operative Risiken
Die OMV ist durch ihre Geschäftstätigkeit verschiedenen Risiken in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (Health, Safety, Security, and Environment; HSSE) ausgesetzt. Dazu zählen die möglichen Auswirkungen von Naturkatastrophen sowie von Vorfällen im Bereich der Prozesssicherheit und der Sicherheit von Personen. Weitere operative Risiken gehen mit der Durchführung von Investitionsprojekten und der Nichteinhaltung von gesetzlichen oder regulatorischen Bestimmungen einher. Sämtliche operativen Risiken werden nach dem definierten Risikomanagementverfahren des Konzerns identifiziert, analysiert, überwacht und gemindert. Die bewerteten Risiken werden auf allen Unternehmensebenen unter Anwendung der definierten Risikorichtlinien und mit klar zugeordneten Verantwortlichkeiten gesteuert und gemindert. Die Schlüsselrisiken, wie beispielsweise Gesundheit, Sicherheit und Umweltschutz, Recht und Compliance, Personalmanagement sowie Nachhaltigkeit, werden zentral durch definierte Konzernrichtlinien geregelt, um sicherzustellen, dass Planungsziele erreicht werden können.
Das Prozesssicherheitsereignis in der Raffinerie Schwechat vom 3. Juni 2022 führte zu einer verzögerten Inbetriebnahme der Raffinerie nach dem planmäßigen Wartungsstillstand. Unmittelbar nach dem Ereignis wurde eine breit angelegte Taskforce vor Ort eingerichtet, die den Vorfall untersuchte und gleichzeitig an der Wiederaufnahme des Betriebs arbeitete. Ende September erfolgte der erfolgreiche Abschluss der gesetzlich vorgeschriebenen Wasserdruckprüfung an der Hauptkolonne der Rohöldestillationsanlage. Nach der sorgfältig vorbereiteten Inbetriebnahme war die OMV Raffinerie Schwechat Mitte Oktober wieder im Vollbetrieb. Parallel zu den Reparaturarbeiten hatte die OMV ein alternatives Versorgungssystem aufgebaut, um die von der OMV Raffinerie Schwechat bedienten Märkte und Kund:innen weiterhin zu beliefern.
Projektrisiken
Bei der Umsetzung ihrer Strategie 2030 investiert die OMV sowohl in organische als auch anorganische Wachstumsprojekte und folgt dabei einem ausgereiften Projektrisikomanagementprozess zur regelmäßigen Identifizierung, Analyse und Überwachung der Projektrisiken. Die OMV verfügt über umfangreiche Erfahrungen im Management von Großprojekten und bei der Minimierung von Projektrisiken.
Die OMV kann operativen, politischen, technologischen und anderen Risiken ausgesetzt sein, die sich ihrem eigenen Einfluss und dem ihrer Vertragsunternehmen entziehen, was den Fortschritt der Projekte der OMV verzögern oder behindern kann.
So kann beispielsweise die Durchführung großer Onshore- und Offshore-Projekte in Rumänien, Norwegen oder den VAE durch Änderungen des jeweiligen regulatorischen oder steuerlichen Rahmens, durch die Nichtverfügbarkeit von Vertragsunternehmen oder den Mangel an qualifiziertem Personal beeinträchtigt werden. Projektkosten können durch Preisinflation, Arbeitskräftemangel oder die Unterbrechung bzw. Neuorganisation von Lieferketten negativ beeinflusst werden. Projekte können insbesondere in den Bereichen Recycling sowie nachhaltige Kraftstoffe und Rohstoffe von einer unzureichenden Verfügbarkeit der benötigten Ausgangsstoffe, der Unfähigkeit einer kommerziellen Nutzung neuer Technologien oder mangelnder regulatorischer Klarheit betroffen sein. Vor allem in neuen Geschäftsbereichen investiert die OMV unter Umständen häufiger über Partnerschaften und Joint Ventures, wodurch das Unternehmen erhöhten Governance- und Kreditrisiken ausgesetzt sein kann, die die Projektabwicklung negativ beeinflussen können. Jedes dieser Risiken kann erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Geschäfts-, Ertrags- und Finanzlage der OMV haben.
ESG-Risiko
In Bezug auf Nachhaltigkeit legt die OMV besonderes Augenmerk auf fünf Schwerpunktbereiche: Klimawandel, Management natürlicher Ressourcen, Menschen, ethische Geschäftspraktiken sowie Gesundheit, Arbeitsschutz und Sicherheit.
Die Vorstandsmitglieder der OMV diskutieren regelmäßig (zumindest vierteljährlich) über aktuelle und bevorstehende Richtlinien und Vorschriften zu folgenden Themen: Umwelt, Klima und Energie, diesbezügliche Entwicklungen in den Märkten für Kraftstoffe, Chemikalien und Erdgas, finanzielle Auswirkungen von CO2-Emissionshandelspflichten, Status von Innovationsprojekten und Fortschritt in Bezug auf die Nachhaltigkeitsziele. Die OMV legt einen starken Fokus auf die potenzielle Vulnerabilität des Unternehmens durch den Klimawandel (z.B. Wasserknappheit, Dürreperioden, Überschwemmungen und Erdrutsche), die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt und die Maßnahmen zur Gewährleistung eines erfolgreichen Wandels hin zu einer CO2-armen Umwelt (z.B. Reduzierung der CO2-Emissionen und Einhaltung neuer regulatorischer Anforderungen). Die mit dem Klimawandel in Zusammenhang stehenden kurz- und mittelfristigen physischen Schwachstellen werden im Rahmen des UWRM-Prozesses ermittelt und berichtet. Sie überschreiten nicht die Meldeschwellen der OMV. Ergänzend dazu erstellte die OMV eine fundierte Klimabilanz und Schwachstellenanalyse für den Großteil ihrer Assets, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber physischen Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu ermitteln. Dabei wurden jene Szenarien des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change; IPCC) verwendet, die dem von der EU-Taxonomie vorgeschlagenen Zeithorizont entsprechen.
Die Geschäftstätigkeit der OMV hat Auswirkungen auf unsere Mitarbeiter:innen und die Anrainergemeinden der Standorte, an denen wir vertreten sind. Als Unterzeichnerin des United Nations Global Compact befolgt die OMV den Prozess der menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht, der die Bewertung der Menschenrechtsrisiken im Zusammenhang mit unseren aktuellen und zukünftigen Geschäftsaktivitäten sowie das Ergreifen von Risikomanagementmaßnahmen umfasst. Bei diesem fortlaufenden Prozess wird auf externe Ressourcen und Fachkenntnisse zurückgegriffen, und externe Stakeholder:innen, insbesondere die betroffenen Gruppen, werden einbezogen.
Als Borealis im Juli 2022 erfuhr, dass die Behörden gegen ein Vertragsunternehmen und dessen Subunternehmen auf der Baustelle der neuen Propan-Dehydrierungsanlage in Kallo (Belgien) wegen mutmaßlicher Menschenhandelspraktiken ermittelten, bot das Unternehmen sofort seine Unterstützung an und stellte den Behörden alle gewünschten Informationen in vollem Umfang zur Verfügung. Borealis setzte unverzüglich alle Verträge mit dem betreffenden Vertragsunternehmen und dessen Subunternehmen aus und kündigte diese später auf. Borealis toleriert keinerlei Missbrauch und setzt strenge Maßnahmen, um die damit verbundenen Risiken zu mindern. Nach sorgfältiger Abwägung vergab Borealis den Großteil der verbleibenden Arbeiten an ein anderes Vertragsunternehmen und führte zudem gründliche soziale Kontrollen auf der Baustelle in Kallo ein. Ab Oktober 2022 wurden die Arbeiten auf der Baustelle schrittweise intensiviert. Ein solcher längerer Stillstand und eine nur schrittweise Wiederaufnahme des Projekts könnten sich auf den Projektzeitplan auswirken.
IT-Risiken
Da die OMV bei ihren Aktivitäten auf IT-Systeme angewiesen ist, kann es zu Beeinträchtigungen aufgrund von größeren Cyberattacken kommen. Zum Schutz von Daten und IT-Assets, die Daten speichern und verarbeiten, werden daher konzernweit entsprechende Sicherheitskontrollen implementiert. IT-Risiken werden laufend bewertet und überwacht sowie mithilfe von geeigneten IT- und Sicherheitsprogrammen im gesamten Konzern aktiv gesteuert. OT-(„Operational Technology“-)Risiken finden im Rahmen der Bewertung von Prozesssicherheitsrisiken Berücksichtigung.
Strategische Risiken
Zur Identifizierung strategischer Risiken, die potenziell langfristige Auswirkungen auf die Unternehmensziele haben könnten, beobachtet die OMV laufend ihr internes und externes Umfeld.
Geopolitische und regulatorische Risiken
Die OMV beobachtet die geopolitischen Entwicklungen aufmerksam, insbesondere den anhaltenden Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie allfällige weitere damit verbundene Sanktionen und Gegensanktionen. Das Unternehmen prüft regelmäßig die Auswirkungen möglicher weiterer Eskalationen auf seine Geschäftstätigkeit. Anhaltende und/oder zunehmende Unterbrechungen der russischen Rohstofflieferungen nach Europa könnten zu einem weiteren Anstieg der europäischen Energiepreise führen. Sanktionen gegen Russland und von Russland verhängte Gegensanktionen könnten zu weiteren Störungen in den globalen Lieferketten und Engpässen führen – beispielsweise bei Energieprodukten, Rohstoffen, Agrarprodukten und Metallen – was wiederum einen weiteren Anstieg der Betriebskosten zur Folge hätte.
Die OMV war von anhaltenden Lieferkürzungen der Erdgasmengen betroffen, die die OMV auf der Basis langfristiger Lieferverträge mit Gazprom in Deutschland und Österreich bezog. Dies machte Ersatzbeschaffungen am Markt sowie Anpassungen der Absicherungsquoten der OMV erforderlich und führte zu negativen finanziellen Auswirkungen auf die OMV. Die Unsicherheit über zukünftige Kürzungen und Liefermengen besteht weiterhin und kann zu weiteren erheblichen Verlusten führen, insbesondere wenn die tatsächlichen Lieferungen wesentlich von den zuvor abgesicherten Mengen abweichen und somit zu einem teilweise ungedeckten Gaspreisrisiko aus Lieferverträgen mit Gazprom führen könnten.
Im Falle weiterer oder sogar vollständiger Erdgasversorgungsunterbrechungen aus Russland kann die OMV das im Speicher befindliche Gas zur Versorgung der Kund:innen nutzen bzw. hat die OMV Zugang zu anderen europäischen liquiden Handelsplätzen für Erdgas. Darüber hinaus gelang es der OMV, für das laufende Gaswirtschaftsjahr (1. Oktober 2022 bis 30. September 2023) an den Übergabepunkten Oberkappel (Pipeline aus Deutschland) und Arnoldstein (Pipeline aus Italien) 40 TWh zusätzliche Transportkapazitäten nach Österreich zu sichern. Die OMV beobachtet die Entwicklungen weiterhin genau und bewertet regelmäßig potenzielle Auswirkungen auf den Cashflow und die Liquiditätslage des Konzerns.
Eine hohe Volatilität der Erdgaspreise kann potenziell zu Liquiditätsspitzen führen, um Margin Calls für kurzfristige Börsenhandelsaktivitäten zu erfüllen. Die OMV verfügt über ungenutzte zugesagte und nicht zugesagte Kreditfazilitäten, um solche kurzfristigen Anforderungen im Bedarfsfall zu erfüllen. Die OMV reagiert auf die Situation mit gezielten Maßnahmen, um die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens und eine sichere Energieversorgung zu gewährleisten.
Als direkte Folge der Energiekrise in Europa werden in einigen Ländern, in denen die OMV tätig ist, regulatorische Maßnahmen wie Preisobergrenzen, Subventionsprogramme und der EU-Solidaritätsbeitrag eingeführt. Neue regulatorische und steuerliche Regelungen können sich auch auf die Finanzlage des OMV Konzerns auswirken. Mit der Verordnung (EU) 2022/1854 des Rates wurde ein Solidaritätsbeitrag eingeführt, der bis Ende 2022 in das nationale Recht der Mitgliedstaaten übernommen wurde und für 2022 und/oder 2023 gilt. Es handelt sich dabei um einen Beitrag aus den Gewinnüberschüssen von Unternehmen, die Tätigkeiten im Erdöl-, Erdgas-, Kohle- und Raffineriebereich ausüben. Er wird auf der Grundlage der nach den nationalen Steuervorschriften ermittelten steuerpflichtigen Gewinne derjenigen Unternehmen berechnet, die um mehr als 20% über ihren durchschnittlichen steuerpflichtigen Gewinnen des Zeitraums 2018 bis 2021 liegen. Aufgrund des österreichischen Rechts wird erwartet, dass zwei österreichische Unternehmen des OMV Konzerns in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 dem Solidaritätsbeitrag (Energiekrisenbeitrag) unterliegen. Rumänien hat diese Verordnung mittels der Dringlichkeitsverordnung (Government Emergency Ordinance; GEO) Nr. 186/2022 umgesetzt, die im Dezember 2022 verabschiedet und veröffentlicht wurde. Diese Dringlichkeitsverordnung wird anschließend das parlamentarische Genehmigungsverfahren durchlaufen und kann daher noch geändert werden. Auf der Grundlage des Jahresabschlusses 2022 der OMV Petrom und der Bestimmungen dieser Dringlichkeitsverordnung wird die OMV Petrom dem EU-Solidaritätsbeitrag für das Steuerjahr 2022 nicht unterliegen, da sie weniger als 75% ihres Umsatzes mit den betreffenden Tätigkeiten im Erdöl-, Erdgas-, Kohle- und Raffineriebereich erzielt. Auch die Unternehmen des OMV Konzerns in Deutschland werden für das Jahr voraussichtlich keinen Solidaritätsbeitrag zahlen müssen.
Abgesehen von den oben erwähnten geopolitischen Spannungen ist die Geschäftstätigkeit der OMV noch weiteren geopolitischen Risiken ausgesetzt, wie beispielsweise Enteignung und Verstaatlichung, Beschränkung von Eigentum ausländischer Investor:innen, inneren Unruhen, Kriegshandlungen oder Terrorismus und politischer Instabilität insbesondere in Libyen, im Jemen und in Tunesien sowie in anderen Ländern, in denen die OMV tätig ist und Investitionen getätigt hat. Die OMV verfügt jedoch über umfangreiche Erfahrungen und Kenntnisse hinsichtlich des politischen Umfelds in Schwellenländern. Außerdem können mögliche regulatorische Änderungen zu Unterbrechungen, Rückgängen in der Produktion oder höheren Steuerbelastungen führen. Die OMV beobachtet kontinuierlich politische und regulatorische Entwicklungen in allen Märkten, die sich auf die Geschäftstätigkeit der OMV auswirken. Spezifische Länderrisiken werden vor dem Eintritt in neue Länder überprüft.
Makroökonomische Risiken
Die Covid-19-Pandemie hat weiterhin erhebliche Auswirkungen auf die globale wirtschaftliche Entwicklung, insbesondere aufgrund der Änderungen in Chinas Null-Covid-Politik und des Auftretens neuer Virusvarianten. Darüber hinaus könnten geopolitische Entwicklungen, Unterbrechungen der Lieferketten, hohe Inflationsraten und die Auswirkungen steigender Zinsen zu einer deutlichen Abschwächung des Wirtschaftswachstums führen.
Risiken in Verbindung mit dem Klimawandel
Neben dem Marktpreisrisiko im Zusammenhang mit EU-Emissionsberechtigungen bewertet die OMV laufend die Exposition des Konzerns gegenüber Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Dazu zählen die potenziellen Auswirkungen von plötzlichen oder anhaltenden Ereignissen, wie etwa häufigere extreme Wetterereignisse, aber auch systemische Änderungen unseres Geschäftsmodells aufgrund veränderter rechtlicher Rahmenbedingungen oder die Substitution von OMV Produkten durch verändertes Konsumverhalten. Die OMV betrachtet den Klimawandel als zentrale globale Herausforderung. Bei der Entwicklung unserer Geschäftsstrategie berücksichtigen wir deshalb klimarelevante Risiken und Chancen. Maßnahmen, die wir zur Steuerung oder Minderung solcher Risiken ergreifen, werden in den entsprechenden Abschnitten dieses Berichts, insbesondere in den Abschnitten Nachhaltigkeit und Strategie, näher erläutert.
Risiken in Verbindung mit der Unternehmenstransformation
Die Transformation der OMV zu einer führenden Anbieterin von nachhaltigen Kraftstoffen, Chemikalien und Materialien sowie nachhaltigen Energielösungen ist von einer Vielzahl von Unsicherheiten geprägt. Zu diesen Risiken gehören die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter:innen, Technologie- und Scale-up-Risiken, die Verfügbarkeit nachhaltiger Rohstoffe in ausreichender Qualität und Quantität sowie Governance-Risiken im Zusammenhang mit Joint Ventures und Partnerschaften.
Personalrisiken
Im Personalmanagement gibt es eine gezielte Nachfolge- und Entwicklungsplanung, um geeignete Führungskräfte für weitere Wachstumsschritte zu entwickeln und damit Personalrisiken zu mindern.
Weitere Details zum Risikomanagement und zur Verwendung von Finanzinstrumenten finden Sie in der Anhangangabe 28 im Konzernabschluss.
Weitere Details zu den mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und deren Management finden Sie im OMV Nachhaltigkeitsbericht und in der Anhangangabe 2 im Konzernabschluss.
Weitere Details zu Risiken in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Umwelt finden Sie im Abschnitt Gesundheit, Sicherheit und Umwelt (HSSE) des Konzernlageberichts.
Weitere Details zu Projektrisiken und deren Management finden Sie im EMTN-Prospekt der OMV vom 17. Juni 2022.