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Geschäftsjahr des OMV Konzerns

Im Jahr 2022 verzeichnete die OMV ein starkes von EUR 11,2 . Des Weiteren konnten ein signifikanter Cashflow aus der Betriebstätigkeit exklusive Net-Working-Capital-Positionen von EUR 9,8 Mrd sowie ein organischer freier Cashflow vor Dividenden in Höhe von EUR 4,9 Mrd erzielt werden. Daraus resultierend verringerte sich der von 21% Ende 2021 auf 8% Ende 2022. Diese finanzielle Stärke ist eine exzellente Basis für die weitere strategische Entwicklung der OMV hin zu einem führenden Unternehmen im Bereich der nachhaltigen Treibstoffe und Chemieprodukte sowie für das Ziel, den OMV Aktionär:innen attraktive Renditen zu liefern.

Wirtschaftliches Umfeld

Schätzungen zufolge war das globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 das schwächste seit zwei Jahrzehnten, sieht man von der Zeit unmittelbar nach der globalen Finanzkrise (2009) und dem Tiefpunkt der Covid-19-bedingten Konjunkturabkühlung (2020) ab. Die Weltwirtschaft sah sich 2022 mit einer Reihe von Widrigkeiten konfrontiert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht für das Jahr 2022 von einem jährlichen Wachstum der Weltwirtschaft von etwa 3,2% aus – ein deutlicher Rückgang gegenüber dem im Jahr 2021 verzeichneten Wachstum von 6%. Der Welthandel hingegen dürfte gemäß der UNCTAD im Jahr 2022 einen absoluten Rekord erreicht haben*Quelle: United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD; Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung) Global Trade Update December 2022, wobei sich das Wachstum stärker auf den Dienstleistungssektor konzentrierte. Im zweiten Halbjahr 2022 kam es jedoch zu einer gewissen Abschwächung, da der weltweite Warenhandel im dritten Quartal ins Negative drehte, bevor der Dienstleistungshandel im vierten Quartal folgte.

Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie schlugen sich Anfang 2022 weiterhin spürbar auf die Märkte nieder, noch bevor Russlands Invasion der Ukraine ab der zweiten Hälfte des ersten Quartals Angebot und Nachfrage weiter aus dem Gleichgewicht brachte. Unverhältnismäßig hohe Ausgaben für Waren im Vergleich zu Dienstleistungen – in Verbindung mit anhaltenden Engpässen in den Lieferketten – führten in nahezu allen großen Volkswirtschaften zu einem raschen und markanten Anstieg der Inflation. In den USA lag der Verbraucherpreisindex im zweiten Quartal im Durchschnitt bei über 8% und erreichte im Juni mit 9,1% seinen Höchststand. Die Gesamtinflation in der Eurozone lag zu Beginn des vierten Quartals 2022 im Durchschnitt im zweistelligen Bereich und erreichte im Oktober einen Spitzenwert von 10,6%. Die Bekämpfung der Preisanstiege für Verbraucher:innen und Unternehmen wurde 2022 zum zentralen Thema der Notenbanken, während die Regierungen gefordert waren, die unmittelbaren Folgen der hohen Preise abzumildern. Dies galt insbesondere für Europa, wo der Anstieg der Energiepreise im Jahresvergleich der größte Einzelfaktor war, der zur Gesamtinflation beitrug – was für die Region 2022 zum alles dominierenden politischen und wirtschaftlichen Thema wurde.

Im Laufe des Jahres 2022 verschärften sich die wirtschaftlichen Unwägbarkeiten, was sich in verschiedenen Indikatoren widerspiegelte. Die Einkaufsmanagerindizes rutschten von einem überwiegend expansiven Bereich Ende 2021 bis Mitte 2022 mit nur wenigen Ausnahmen in die Kontraktion. Die Nettoexporte der Eurozone drehten im dritten Quartal ins Negative (Eurostat), während alle anderen Wirtschaftsindikatoren in der zweiten Jahreshälfte nach unten – sprich in Richtung Rezession – tendierten. Bis Jahresende waren die Indizes für Finanzierungsbedingungen, Verbrauchervertrauen und die Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor in den seit mehr als 20 Jahren erhobenen Daten unter das 20. Perzentil gefallen. Die einzige Messgröße, die nicht diesem Trend folgte, war der Arbeitsmarkt, der Ende 2022 immer noch historisch angespannt war. Gleichzeitig bewegten sich die Arbeitslosenzahlen weiterhin in der Nähe von Rekordtiefs.

Diesem Paradoxon sahen sich die Zentralbanken auf beiden Seiten des Atlantiks auch noch Ende 2022 gegenüber. Im Makroumfeld hat sich der Fokus endgültig auf die Auswirkungen teurerer Finanzierungen sowie die Möglichkeit, dass dies in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften zu rezessiven Effekten beitragen könnte, verlagert. Die jüngsten verfügbaren -Zahlen für die Eurozone deuten auf einen markanten Rückgang im dritten Quartal 2022 hin. Bis zum Jahresende hatte die Europäische Zentralbank ihren Leitzins für Einlagen um 250 Basispunkte angehoben. Die rasche Erhöhung war durch die rasant steigende Inflation notwendig geworden. Auf die Ausgaben der Verbraucher:innen und Unternehmen wirken sich die höheren Zinsen aktuell nur verzögert aus, was wohl auch künftig der Fall sein wird.

Die Konsequenzen der geopolitischen Umwälzungen seit der Invasion Russlands in die Ukraine sind weitreichend. Allerdings waren die Unterbrechungen in der Versorgung und im Handel im Energiebereich wohl ausgeprägter als in jedem anderen Sektor. Und in keiner anderen Region waren die Auswirkungen auf die Energiepreise so deutlich spürbar wie in Europa. Nach der Invasion war die Entscheidung vieler westlicher Unternehmen, sich selbst zu sanktionieren, bevor die Regierungen den Handel mit und die Einfuhr von russischer Energie einschränkten oder gänzlich stoppten, eine der Hauptursachen für die Ölpreisrallye, die Ende des zweiten Quartals 2022 ihren Höhepunkt erreichte.

Im Epizentrum der Energieprobleme, mit denen Europa 2022 zu kämpfen hatte, stand jedoch der Erdgasmarkt. Der Ausfall des allergrößten Teils der über Pipelines aus Russland kommenden Gasströme ab Mitte des Jahres stellte die Europäische Union, die 2021 fast 40% ihrer Erdgasimporte aus Russland bezogen hatte und für ihre Stromerzeugung zu 20% von Erdgas abhängig war, vor eine beispiellose Herausforderung. Der Wegfall der größten Bezugsquelle der Region, die staatlichen Vorgaben für Mindestspeicherstände vor Beginn der Heizsaison und die geringere Liquidität führten dazu, dass die Erdgaspreise im August 2022 einen noch nie dagewesenen Höchststand von über EUR 300/ erreichten. Dieses Preisniveau wurde für die Energiemärkte und auch für die industrielle Basis Europas zur Belastungsprobe: In etlichen energieintensiven Branchen musste die Produktion aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit heruntergefahren oder komplett eingestellt werden.

Ende 2022 hatte sich der Druck, der von den hohen Gas- und Strompreisen ausging, deutlich abgeschwächt. Dennoch sind die europäischen Energiemärkte nach wie vor angespannt. Diese Fragilität bedeutet, dass die Auswirkungen von Unterbrechungen der derzeitigen Bezugsquellen unter Umständen schwerwiegend sind. hat für die Deckung der europäischen Erdgasnachfrage enorm an Bedeutung gewonnen. Aufgrund der anhaltend hohen LNG-Importe nach Europa, die den Wegfall der russischen Pipelineströme kompensieren sollen, muss Europa Asien als attraktivstes Exportziel für Spotladungen auf dem internationalen Markt verdrängen. Dies wiederum erfordert, dass Europa den teuersten Erdgasmarkt weltweit hat. Im Jahr 2022 wurden die Weichen gestellt, um die europäische Energielandschaft schneller zu verändern, als zu Beginn des Jahres zu erwarten gewesen wäre. Dennoch ist vorerst mit weiterhin hohen Energiepreisen zu rechnen.

Die Erdgasnachfrage in Europa dürfte im Jahr 2022 gegenüber 2021 um etwa 10% zurückgegangen sein. Dies lässt sich mit einer Kombination von Faktoren erklären, von denen der bei weitem größte der preisbedingte Nachfragerückgang ist. In der ersten Jahreshälfte 2022 verzeichnete der Wohn- und Gewerbebereich den stärksten Rückgang der Nachfrage nach Gas. Dies änderte sich in der zweiten Jahreshälfte, als die Gasnachfrage der Industrie angesichts der extrem hohen Großhandelspreise rapide zurückging. Die Gasnachfrage der Industrie dürfte in Europa 2022 im Vergleich zum Jahr davor um etwa 20% eingebrochen sein, was deutlich mehr ist als der auf 3% geschätzte Rückgang der Gasnachfrage in der Stromerzeugung der Region.

Erdgas hat sich 2022 preislich am besten entwickelt. Es waren jedoch generell die Energierohstoffe, die den Markt in einem Jahr dominiert haben, in dem sich die meisten anderen Assetklassen rückläufig entwickelten. Die wichtigsten US-amerikanischen und europäischen Aktienindizes gaben im Vergleich zum Vorjahr deutlich nach, während Anleihen keine Absicherung gegen Kursrückgänge boten und 2022 die schlechteste Performance seit Jahrzehnten verzeichneten. Neben europäischem Gas und Strom gehörten auch Kohle und Raffinerieprodukte, insbesondere Mitteldestillate wie Diesel und Heizöl, zu jenen Rohstoffen, deren Preise direkt oder indirekt von den Auswirkungen des Ukraine-Konflikts profitierten. Trotz der hohen Preise für Raffinerieprodukte im Jahr 2022 entstand in Europa eine neue Nachfrage nach Mitteldestillaten und einigen anderen Produkten aus industriellen Prozessen, die aufgrund der extrem hohen Marktpreise auf Erdgas verzichten. Nach Schätzungen der IEA wird diese Nachfrage, die hauptsächlich Dieselkraftstoffe betrifft, im vierten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 durchschnittlich mehr als 500  betragen.

Das Jahr 2022 war von einer starken Volatilität des Brent-Preises gekennzeichnet. Die erste Jahreshälfte war von einem raschen Nachfragewachstum geprägt, da sich der Ölverbrauch von seinem Tiefstand im Jahr 2020 weiter erholte. Dies trug zur Preisrallye bei Brent bei, die im zweiten Quartal ihren Höhepunkt erreichte. Die Angebotsseite konnte jedoch zunehmend aufholen. Das Nicht-OPEC-Angebot dürfte im vierten Quartal 2022 knapp 67 mbbl/d erreicht haben, was einem Anstieg um 2 mbbl/d gegenüber dem Vergleichsquartal 2021 entspricht. Gleichzeitig bewegte sich das Nachfragewachstum auf seinen Höhepunkt zu. Die hohen Preise schlugen sich auch auf die Nachfrage nieder, die im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sein dürfte. Trotz des markanten Einbruchs des Brent-Preises in der zweiten Jahreshälfte 2022 infolge der sich abschwächenden Fundamentaldaten belief sich der durchschnittliche jährliche Anstieg auf rund 40%. Die Investitionen der Industrie haben bislang keine nennenswerte Steigerung erfahren, die den höheren Ölpreisen der letzten beiden Jahre entsprochen hätte.

Im Vergleich zu 2021 waren die Olefin-Referenzmargen 2022 höher, was auf niedrige Rohstoffpreise – mit Ausnahme des Spitzenwerts im ersten Quartal 2022 – und hohe Kontraktpreise für Monomere zurückzuführen ist. Im Jahresdurchschnitt lagen die Referenzmargen auf einem gesunden Niveau. Bei einigen Produkten, wie beispielsweise Benzol, erreichten die Referenzmargen 2022 trotz des schwierigen Marktumfelds historische Höchststände. Dies war auf mehrere Faktoren zurückzuführen: den Russland-Ukraine-Konflikt, die hohen Energiekosten, die hohe Inflation und eine im Jahresverlauf sinkende Nachfrage. Nach dem Angriff auf die Ukraine wurde verstärkt leichteres Rohöl verarbeitet und Naphtha war problemlos verfügbar, was niedrigere Rohstoffpreise zur Folge hatte. Außerdem wirkten sich die hohen Gaspreise in Europa entlang der gesamten Wertschöpfungskette beeinträchtigend auf die Nachfrage aus. Im Sommer kam es durch den niedrigen Wasserstand des Rheins zu logistischen Engpässen auf dem Derivatemarkt. Alle Cracker in Europa reduzierten ihren Durchsatz aufgrund der schwachen Nachfrage und der hohen Energiepreise, insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahres 2022. Der Auslastungsgrad der europäischen Cracker sank im vierten Quartal 2022 aufgrund der extrem schwachen Nachfrage auf ein global rekordverdächtig niedriges Niveau von 65%. Streiks in Frankreich und mehrere Cracker-Ausfälle konnten im Oktober nur wenig zur Verbesserung der Versorgungssituation beitragen. Die gesamte Lieferkette stand zum Jahresende unter dem Druck, Lagerbestände abbauen zu müssen, um die Liquidität zu maximieren und die Bestandsmengen zu minimieren.

Nach den historischen Höchstständen im Jahr 2021 normalisierten sich die Polyolefinmargen in Europa im ersten Quartal allmählich wieder. Im zweiten Quartal 2022 wurden die Margen durch die rege Frühjahrssaison bei den Wartungsarbeiten gestützt. In der zweiten Jahreshälfte 2022 sanken die Margen jedoch wieder, da die Nachfrage nach den meisten Polyolefinen aufgrund der schlechten makroökonomischen Bedingungen (Teuerungskrise, die das verfügbare Einkommen der Verbraucher:innen schmälert) zurückging. Die Importe von Polyolefinen nach Europa fielen auch in der zweiten Jahreshälfte üppig aus. Ein Grund dafür war die Entspannung auf dem globalen Containerfrachtmarkt, der zu Jahresende wieder mit dem Niveau vor der Pandemie vergleichbar war.

Die wahrscheinlich bedeutendste Folge der Ereignisse des Jahres 2022 war, dass die Energiesicherheit als eine der wichtigsten Säulen der Energiepolitik wieder auf den Plan trat. Die Realität der übermäßigen Abhängigkeit von einer einzigen Energiequelle wurde dadurch deutlich, dass es zu zahlreichen Richtungswechseln in langjährigen politischen Strategien kam – allen voran die deutsche Kehrtwende in Bezug auf die Laufzeiten von Kohle- und Kernkraftwerken und der rasche Ausbau der Infrastruktur für den Import von LNG in die größte Volkswirtschaft der Region. Die enorme Höhe der Energierechnung Europas – und ihre Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Haushaltsbudgets – sollte verhindern, dass die Energiesicherheit in absehbarer Zeit im sogenannten Energie-Trilemma vernachlässigt wird.

Ölpreis (Brent) – Monatsdurchschnitt1

In USD/bbl

Ölpreis (Brent) – Monatsdurchschnitt (Liniendiagramm)

1 Monatsdurchschnitt ICE Brent Generic 1st Contract

CCS Operatives Ergebnis vor Sondereffekten
Operatives Ergebnis vor Sondereffekten, bereinigt um Sondereffekte und CCS Effekte
Das Konzern CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten stellt die Summe des CCS Operativen Ergebnisses vor Sondereffekten von Refining & Marketing, der Operativen Ergebnisse vor Sondereffekten der anderen Geschäftsbereiche und des berichteten Konsolidierungseffekts, bereinigt um Änderungen von Wertberichtigungen – falls der Nettoveräußerungswert der Vorräte geringer ist als die Anschaffungskosten –, dar.
Mrd
Milliarde, Milliarden
Leverage-Grad
%-Verhältnis Nettoverschuldung zu Eingesetztes Kapital
BIP
Bruttoinlandsprodukt
MWh
Megawattstunde
LNG
Liquefied Natural Gas; Flüssigerdgas
kbbl/d
Tausend Barrel pro Tag