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Strategie

Die OMV wird sich von einem integrierten Öl-, Gas- und Chemieunternehmen zu einer führenden Anbieterin von innovativen nachhaltigen Kraftstoffen, Chemikalien und Materialien entwickeln und dabei die Chancen der Kreislaufwirtschaft nutzen. Der Konzern hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 zu einem Unternehmen mit Netto-Null-Emissionen in Bezug auf alle drei Scopes von Treibhausgasemissionen zu werden. Auf dem Weg dorthin erwartet die OMV*Hinweis: Die Finanzziele für 2025 beruhen auf folgenden Marktannahmen: Brent-Rohölpreis von USD 65/bbl, THE (Trading Hub Europe) Gaspreis von EUR 22/MWh, Raffinerie-Referenzmarge Europa von USD 4.3/bbl, Ethylen/Propylen-Referenzmarge Europe von EUR 430/t, Polyethylen/Polypropylen-Referenzmarge Europa EUR 420/t. Die Finanzziele für 2030 beruhen auf folgenden Marktannahmen: Brent-Rohölpreis von USD 70/bbl, THE (Trading Hub Europe) Gaspreis von EUR 24/MWh, Raffinerie-Referenzmarge Europa von USD 4.3/bbl, Ethylen/Propylen-Referenzmarge Europe von EUR 500/t, Polyethylen/Polypropylen-Referenzmarge Europa von EUR 480/t. einen operativen Cashflow exklusive Net-Working-Capital-Positionen von rund EUR 6  bis 2025 und von mindestens EUR 7 Mrd bis 2030 zu erzielen, sowie einen von mindestens 12% und eine Fortführung der progressiven Dividendenpolitik.

Marktausblick

Gegen Ende des letzten Jahrzehnts rückten die globale Erwärmung und der Klimawandel als zwei der dringendsten globalen Herausforderungen unserer Zeit in den Mittelpunkt. Darüber hinaus hatte die Covid-19-Pandemie im Jahr 2020 erhebliche Auswirkungen auf die Energiemärkte. Die Störung der Dynamik von Angebot und Nachfrage hat zur aktuellen Eskalation der Energiepreise geführt. Sie hat auch die Entwicklung der Nachhaltigkeit zum Megatrend für die Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels und damit der Energiewende beschleunigt. Oberstes Ziel der Energiewende ist die Verringerung des Treibhausgas-(THG-)Fußabdrucks des globalen Energiesystems. Bis 2050 sollen Netto-Null-Emissionen erreicht und der globale Temperaturanstieg auf maximal 1,5 C begrenzt werden.

Das Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 hat sich als globaler Konsens herauskristallisiert und wird wohl die neue Norm und die „License to Operate“ für Unternehmen. Insgesamt 136 Länder, auf die mehr als 77% der weltweiten CO2-Emissionen und 80% des entfallen, haben sich mit November 2021 in irgendeiner Form dazu verpflichtet, die CO2-Emissionen auf null zu reduzieren. Unternehmen auf der ganzen Welt haben reagiert und sich zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 verpflichtet. Dazu zählen auch führende Öl- und Gas- sowie Chemieunternehmen. Die Europäische Union hat sich verpflichtet, ihr Netto-Null-Ziel im EU-Klimagesetz verbindlich zu verankern.

Die Nachfrage nach fossilen Rohstoffen wird sich aufgrund der Umstrukturierung der Weltwirtschaft und der Anpassung des Verbraucherverhaltens an den Netto-Null-Weg drastisch verändern. Während Energieprodukte fossilen Ursprungs rückläufig sein werden, werden sich in verwandten Bereichen aufgrund der steigenden Nachfrage nach Lösungen, die THG-Emissionen verringern können, neue Geschäfts- und Wachstumschancen eröffnen. Dazu gehören beispielsweise Erdgas als Übergangsenergie, erneuerbare Energien, Biokraftstoffe, Wasserstoff, Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCU/S), Geothermie, die Erweiterung der Wertschöpfungskette hin zu höherwertigen Produkten wie Chemikalien und Polymerlösungen sowie die zunehmende Entwicklung hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Diese erwartete Verlagerung auf neuartige Lösungen erfordert Investitionen in Technologien mit niedrigen THG-Emissionen und in kreislauffähige Lösungen, für die ein großes Potenzial angenommen wird, auch wenn die Geschäftsmodelle noch unsicher sind.

Trotz aller Bemühungen um eine Verringerung der THG-Emissionen und ein starkes Wachstum der erneuerbaren Energien wird der Öl- und Gassektor voraussichtlich auch im nächsten Jahrzehnt die wichtigste Primärenergiequelle bleiben. Auf der Grundlage des World Energy Outlook (WEO) 2021 der Internationalen Energieagentur (IEA) nimmt das Gesamtenergieangebot von 2020 bis 2030 im Stated Policies Scenario (STEPS) der IEA um 1,3% pro Jahr zu und erreicht bis 2030 insgesamt 670 Exajoule (EJ), wobei das Wachstum der Öl- und Gasnachfrage im Vergleich zu den erneuerbaren Energien etwa gleich groß ist. Das STEPS der IEA geht von einem Anteil fossiler Brennstoffe am globalen Energiemix von 75% im Jahr 2030 und 66% im Jahr 2050 aus. Dieser erwartete Wachstumskurs könnte sich jedoch ändern, wenn sich die aktuellen Ankündigungen bezüglich der Emissionsziele bewahrheiten und zu einem Rückgang der Nachfrage nach und des Angebots an fossilen Brennstoffen führen. Dieser Trend steht gemäß dem WEO 2021 der IEA im Einklang mit dem Sustainable Development Scenario (SDS), das einen möglichen Weg zur Erfüllung der UN-Klimaziele unter Berücksichtigung ehrgeiziger politischer Ziele aufzeigt.

Gesamtangebot an Primärenergie weltweit

In EJ

Gesamtangebot an Primärenergie weltweit (Balkendiagramm)

Quelle: IEA World Energy Outlook 2021

Während der Ölverbrauch in gesättigten Märkten wie Nordamerika und Europa zurückgehen dürfte, wird das globale Wachstum nach 2030 aus Asien, dem Mittleren Osten und Afrika kommen. Der Höhepunkt der Ölnachfrage wird für das kommende Jahrzehnt erwartet. Erdgas hingegen, das im Vergleich zu Erdölprodukten um 10 – 30% weniger THG-Emissionen verursacht, wird eine zuverlässige und belastbare Brennstoffwahl für die Energiewende sein. Dies wird zu einem Anstieg der Erdgasnachfrage führen, mit starken Impulsen aus der Industrie und insbesondere dem Bausektor.

Angesichts der oben genannten Trends werden die Raffinerien in Europa aufgrund der Dekarbonisierung des Straßenverkehrs mit einem Rückgang der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen konfrontiert sein. Daher wird dieser Sektor strategisch auf diesen Umstand reagieren müssen. Der Retail-Bereich wird widerstandsfähig sein, sich aber zunehmend von Kraftstoffen auf Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge, Wasserstoff und Convenience-Angebote verlagern. Der Anteil der Biokraftstoffe und insbesondere der fortschrittlichen Biokraftstoffe, die eine wichtige Voraussetzung für die Erreichung der Netto-Null-Ziele sind, wird bis 2030 voraussichtlich stark ansteigen. Auslöser dafür werden gesetzliche Bestimmungen und Endnutzer sein, insbesondere in schwer zu elektrifizierenden Segmenten wie der Schifffahrt, dem Flugverkehr und dem schweren Nutzverkehr.

Die Ölnachfrage für die chemische Produktion wird aufgrund einer steigenden Nachfrage in Schwellenländern und der engen Verknüpfung mit der BIP-Entwicklung mutmaßlich zunehmen. Etwa 80% des Wachstums der Nachfrage nach chemischen Produkten und Kunststoffen werden sich bis 2030 und darüber hinaus auf Schwellenländer, vor allem in Asien, konzentrieren. Auf diese Region entfällt der größte Teil des weltweiten Bevölkerungswachstums und damit des entsprechenden Potenzials zur Verbesserung des Lebensstandards. Die durchschnittliche Ölnachfrage für chemische Produkte in den Schwellenländern wird bis 2030 voraussichtlich um über 1% über dem globalen BIP-Wachstum liegen.

Die Nachfrage in gesättigten Märkten wie Europa, Nordamerika und Japan dürfte langfristig im Einklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt gesund bleiben, die Wachstumsraten werden sich jedoch voraussichtlich verlangsamen.

Polyolefine sind das größte Marktsegment bei der Herstellung von Kunststoffprodukten. Die Nachfrage nach Polyolefin-Neuware wird bis 2030 – angekurbelt durch den asiatischen Markt – weiterhin särker als das globale BIP wachsen. Polyolefine sind nach wie vor unverzichtbar für verschiedene Branchen, darunter Verpackungen, Bauwesen, Transport, Healthcare, Pharmazeutika und Elektronik.

Der wichtigste Erfolgsfaktor für mittel- bis langfristig nachhaltige Geschäftsmodelle ist das Wachstum von erneuerbaren Rohstoffen und Biokunststoffen sowie die Entwicklung von kreislauffähigen Lösungen. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach recycelten Polyolefinen bis 2030 deutlich stärker wachsen wird als das globale BIP, wobei Asien den größten Anteil ausmachen wird.

In den nächsten zehn Jahren wird sich die Kunststoffindustrie vor allem auf die kontinuierliche Verbesserung der Abfallsammlung, die Entwicklung neuer Kunststoffe und deren Anwendungen für eine bessere Wiederverwertbarkeit und die Verbesserung von Recyclingtechnologien konzentrieren. Die weltweiten Recyclingquoten werden voraussichtlich von derzeit 17% auf 20% im Jahr 2030 ansteigen, während für Europa noch höhere Recyclingquoten erwartet werden.

Basierend auf dem oben beschriebenen Marktausblick entwickelte die OMV zwei zukunftsorientierte Energiemarktkonzepte. Das Basisszenario der OMV beruht auf dem Stated Policies Scenario (STEPS) der IEA, das dem World Economic Outlook entnommen und auf der Grundlage der Annahme angepasst wurde, dass die EU, die USA, China, Japan und Südkorea (mit einer zweijährigen Verzögerung für die politische Harmonisierung und die Messung der Wirksamkeit) das Sustainable Development Scenario (SDS) der IEA verfolgen und die Ziele des Pariser Abkommens erreichen. Das Stressszenario der OMV basiert auf dem SDS der IEA, in dem die ganze Welt bis 2070 der Verpflichtung zu Netto-Null-Emissionen des Pariser Abkommens nachkommt. Das SDS wird für die Downside-Sensitivitätsanalyse verwendet, um zu ergründen, wie sich das bestehende und das zukünftige Portfolio in diesem Geschäftsszenario entwickeln werden. In diesem Szenario beginnen die globalen Ölmärkte einen kontinuierlichen Abwärtstrend der Produktion mit einem deutlichen Gefälle bis 2040, während die Erdgasmärkte ihren Höhepunkt im Jahr 2030 erreichen und anschließend stark zurückgehen. Die europäische Gasnachfrage wird voraussichtlich bis 2030 um 25% sinken und bis 2050 stark rückläufig sein.

Hinweis: Die Finanzziele für 2025 beruhen auf folgenden Marktannahmen: Brent-Rohölpreis von USD 65/, THE (Trading Hub Europe) Gaspreis von EUR 22/, Raffinerie-Referenzmarge Europa von USD 4.3/bbl, Ethylen/Propylen-Referenzmarge Europe von EUR 430/, Polyethylen/Polypropylen-Referenzmarge Europa EUR 420/t. Die Finanzziele für 2030 beruhen auf folgenden Marktannahmen: Brent-Rohölpreis von USD 70/bbl, THE (Trading Hub Europe) Gaspreis von EUR 24/MWh, Raffinerie-Referenzmarge Europa von USD 4.3/bbl, Ethylen/Propylen-Referenzmarge Europe von EUR 500/t, Polyethylen/Polypropylen-Referenzmarge Europa von EUR 480/t.

Mrd
Milliarde, Milliarden
ROACE
Return On Average Capital Employed; %-Verhältnis NOPAT zu durchschnittlich eingesetztem Kapital
BIP
Bruttoinlandsprodukt
bbl
Barrel (Fass zu zirka 159 Liter)
MWh
Megawattstunde
t
Tonne