Geschäftsjahr des OMV Konzerns
Im Jahr 2021 verzeichnete die OMV ein CCS Operatives Ergebnis vor Sondereffekten von EUR 6,0 Mrd. Dies stellt das höchste CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten der OMV-Geschichte dar. Des Weiteren konnte mit einem Cashflow aus der Betriebstätigkeit exklusive Net-Working-Capital-Positionen von EUR 8,9 Mrd ein Rekord erzielt werden, der die OMV auf ein völlig neues Cashflow-Niveau hebt. Daraus ergab sich ein organischer freier Cashflow vor Dividenden in Höhe von EUR 4,5 Mrd, der auf einer starken operativen Performance sowie positiven Entwicklungen des Marktumfelds basiert.
Wirtschaftliches Umfeld
Nach der Ausnahmesituation im Jahr 2020 durch die Covid-19-Pandemie war weltweit eine solide Konjunkturerholung zu verzeichnen. Dennoch war das Jahr durch ungleichen Zugang zu Impfungen und unterschiedliche Impfraten, neue und infektiösere Covid-19-Mutationen (Delta und Omikron), wiederholte regionale Lockdowns und eine massive wirtschaftliche Unterstützung durch den Staat gekennzeichnet.
Viele Roh- und Grundstoffe waren von globalen Angebots- und Nachfragestörungen betroffen, was außergewöhnlich angespannte Märkte und deutlich höhere Preise zur Folge hatte. Die Inflation erreichte nach mehr als sieben Jahren neue Höchststände und ließ Bedenken über die lockere Geldpolitik und niedrige Zinssätze aufkommen. Im Jahr 2022 herrscht weiterhin beträchtliche Unsicherheit, und die weltweite Pandemie wird auch in Zukunft nachteilige Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Der Klimawandel und die globale Dekarbonisierungspolitik haben an politischer Dynamik gewonnen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer mittel- bis langfristigen reibungslosen Energiewende.
Die globale Wirtschaftsleistung stieg 2021 um 5,9% (im Gegensatz zu einem Rückgang um 3,1% im Jahr 2020) und übertraf dank einer starken Konjunkturerholung in Asien das Vorkrisenniveau. Sämtliche Sektoren, die von kontaktintensiven Interaktionen abhängig sind (Tourismus, Gastgewerbe, Kultur und Unterhaltung), haben sich teilweise erholt, spüren aber nach wie vor die nachteiligen Auswirkungen. Die Beschäftigungslage in fortgeschrittenen Volkswirtschaften wurde durch kurz- bis mittelfristige Eindämmungsmaßnahmen stark in Mitleidenschaft gezogen, hat sich aber dank der starken wirtschaftlichen Unterstützung durch den Staat fast wieder auf das Niveau von 2019 erholt.
Der Welthandel stieg 2021 um mehr als 9% (nach einem Rückgang von 8,2% im Jahr 2020). Die Entwicklungen wurden durch erhebliche Störungen der globalen Lieferketten beeinflusst, was in verschiedenen Sektoren außergewöhnliche Auswirkungen auf die industrielle Produktion und den Handel hatte.
Die regional unterschiedlich schnell verlaufenden Pandemiewellen haben zu enormen Unterschieden bei der wirtschaftlichen Entwicklung auf den verschiedenen Kontinenten geführt. In Europa hatten die Eindämmungsmaßnahmen erhebliche Auswirkungen auf die Konjunkturerholung. So stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone 2021 zwar um 5,2% (nach einem Rückgang von 6,4% im Jahr 2020), liegt aber noch unter dem Vorkrisenniveau. In den asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländern stieg das BIP um 7,2% (nach einem Rückgang von 0,9% im Jahr 2020), was vor allem auf rigorose Impf-, Quarantäne- und Kontaktverfolgungsmaßnahmen zurückzuführen war. So konnten wieder Wachstumsraten wie vor der Krise erzielt werden.
Das wirtschaftliche Umfeld in mittel- und osteuropäischen Ländern folgte in etwa dem durchschnittlichen Wachstum in der EU, wobei das BIP um 2,7% (Deutschland) bis 7,2% (Kroatien) wuchs und größtenteils über dem Niveau von 2019 lag. Die Unterschiede bei den BIP-Wachstumsraten lassen sich auch auf die unterschiedliche Dauer und das jeweilige Ausmaß der Lockdowns und die Sektorenzusammensetzung des BIP der einzelnen Länder zurückführen. Die massiven Staatsausgaben in allen Ländern stützten die wirtschaftliche Erholung, ließen die Staatsverschuldungen aber auf Rekordniveaus ansteigen.
In Deutschland stieg das BIP im Jahr 2021 um 2,7%. Ursächlich dafür waren Covid-19-bedingte Einschränkungen sowie Störungen beim Import von Rohstoffen mit nachteiligen Auswirkungen auf den Industriesektor (insbesondere die Automobilindustrie). In Österreich stieg das BIP im Jahr 2021 trotz strengerer Lockdown-Maßnahmen und des größeren Anteils der stark betroffenen Tourismus- und Dienstleistungssektoren an der österreichischen Wirtschaft um 4,1%. Die Wirtschaft in Rumänien wuchs aufgrund der Erholung des Industriesektors und des anhaltenden Wachstums des Dienstleistungssektors (vor allem Retail, Transport sowie Informationstechnologie und Telekommunikation) um 6,8%.
Die Inflationsraten sind weltweit sprunghaft angestiegen. In der Eurozone belief sich die Inflation im Jahr 2021 auf durchschnittlich 2,2% und erreichte im vierten Quartal 2021 monatliche Höchststände, während die Inflationsrate in den USA Ende 2021 Werte um 7% aufwies. In den meisten Fällen spiegeln steigende Inflationsraten pandemiebedingte Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage und höhere Rohstoffpreise im Vergleich zum niedrigen Niveau im Vorjahr wider.
Im Jahr 2021 stieg die weltweite Nachfrage nach Öl um 5,6 Mio bbl/d, liegt aber noch um 3% unter dem Niveau von 2019. Aufgrund der kontinentalen Unterschiede hinsichtlich der Covid-19-Pandemiewellen hat Asien 2021 schon wieder das Vorkrisenniveau übertroffen, während viele andere Länder noch immer unter dem Niveau von 2019 liegen. In Europa stieg die Nachfrage nach Öl im Jahr 2021 um 0,7 Mio bbl/d.
Bei allen wichtigen Ölprodukten zog die Nachfrage 2021 an, sobald die Covid-19-bedingten Eindämmungsmaßnahmen gelockert wurden. Die Nachfrage nach Benzin- und Dieselkraftstoffen für den Straßenverkehr stieg weltweit um rund 3,1 Mio bbl/d, und bei Flugzeugtreibstoff bzw. Kerosin kam es aufgrund der nach wie vor geltenden Flugreise- und Mobilitätseinschränkungen nur zu einer leichten Erholung im Ausmaß von 0,5 Mio bbl/d. Die Nachfrage nach Flugzeugtreibstoff wird frühestens 2022 mit der vollständigen Erholung des weltweiten Tourismus wieder das Niveau von 2019 erreichen.
Die steigende Ölförderung hielt auch dank der Produktionssteuerung durch die „OPEC+“-Allianz mit der zunehmenden weltweiten Nachfrage Schritt. Mitgliedsstaaten der „OPEC+“-Allianz einigten sich auf eine schrittweise Normalisierung der Erdölproduktion im gesamten Jahr 2021, was mit einem hohen Konformitätsgrad umgesetzt und durch geopolitische Einschränkungen in einigen Ländern begünstigt wurde. Der Großteil der Angebotssteigerung der OPEC stammte von Saudi-Arabien und Libyen, die ihre Produktion nach innerstaatlichen Einschränkungen rasch erhöhten. Die US-Rohölproduktion stieg 2021 zwar leicht, aber 2022 wird mit einer Produktionsverzögerung nach einer Zunahme der Anzahl von Bohranlagen gerechnet (noch durch die Erwartungen von Aktionärinnen und Aktionären und finanzielle Einschränkungen beschränkt). Obwohl der Iran und Venezuela noch immer unter US-Sanktionen und infrastrukturbedingten Einschränkungen zu leiden hatten, gelang es dem Iran, seine Produktion im Vergleich zur durchschnittlichen Förderung im Jahr 2020 deutlich zu steigern.
Der Brent-Rohölpreis stieg durch die weltweite Konjunkturerholung insbesondere in Asien und die wirkungsvolle Produktionssteuerung der OPEC+ von etwa USD 55/bbl Anfang 2021 auf rund USD 74/bbl zum Jahresende. Auch die positive Stimmung angesichts anlaufender Impfkampagnen und konjunkturbelebender Maßnahmen in zahlreichen Ländern trug dazu bei. Neue Infektionswellen und Mutationen des Coronavirus bestätigten die Ungewissheit hinsichtlich der Konjunkturerholung und führten zu kurzfristigen Marktschwankungen. Insgesamt lag der durchschnittliche Brent-Rohölpreis im Jahr 2021 bei fast USD 71/bbl.
Die Nachfrage nach Erdölprodukten in den für die OMV relevanten mittel- und südosteuropäischen Ländern folgte dem Wirtschaftsaufschwung in Europa. Die Nachfrage nach Kraftstoffen für den Transport stieg in den relevanten Märkten im Jahr 2021 bei Benzin und Diesel um etwa 3,6% und bei Flugzeugtreibstoff um mehr als 27%. In Österreich erreichte das Marktvolumen mehr als 10 Mio t (+3,2% im Vergleich zu 2020), wobei die Nachfrage nach Kraftstoffen stieg, während jene nach Heizöl aufgrund des ansteigenden Preisniveaus und der sinkenden Lagerbestände rückläufig war. Der rumänische Markt für Ölprodukte wuchs mit 7,4% im Vergleich zu 2020 schneller als im EU-Durchschnitt.
Durch niedrige Rohstoffpreise und ein instabiles Finanz- und Liquiditätsumfeld gingen die Investitionen in Öl und Gas 2021 weiter zurück (um etwa 30% im Vergleich zu 2019). In den nächsten Jahren muss die Investitionsleistung aller Voraussicht nach kompensiert werden, um die zur Deckung der zukünftigen globalen Ölnachfrage erforderliche Öl- und Gasproduktion sicherzustellen.
Der weltweite Erdgasbedarf stieg 2021 wieder über das Vorkrisenniveau. Das globale Erdgasangebot (hauptsächlich LNG-Exporte) legte hingegen weiterhin beträchtlich zu; maßgebend dafür war ein Investitionszyklus in den letzten Jahren. Im ersten Halbjahr 2021 übertraf die Nachfrage in Asien infolge eines kalten Winters und einer starken Wirtschaft die Erwartungen und hatte weltweit eine angespannte Marktlage zur Folge. In Europa schnellten die Erdgaspreise im Sommer auf rund EUR 40/MWh in die Höhe. Durch die niedrigen Lagerbestände und das knappe Angebot für Europa verschärfte sich die Lage im Herbst dramatisch. Infolge dieser Umstände stieg der Erdgaspreis vor Jahresende auf ein Rekordniveau von EUR >180/MWh. Zudem ist Nord Stream 2, ein neuer Versorgungskorridor für Europa, nicht in Betrieb gegangen. Insgesamt betrug der durchschnittliche CEGH-Erdgaspreis 2021 etwa EUR 46/MWh.
In Österreich stieg die Gasnachfrage 2021 um 7,3%, während die Erdgasimporte und die Inlandsproduktion um 8,5% bzw. 11,5% zurückgingen, was durch höhere Speicherentnahmeraten (+50%) vor allem aufgrund eines vorübergehenden Kälteeinbruchs im Spätfrühling kompensiert wurde.