CO2-arme und CO2-freie Produkte

Die Steigerung der Verkäufe CO2-freier und auf erneuerbaren Energien basierender Produkte bei gleichzeitiger Reduzierung der Verkäufe fossiler Brennstoffe ist von zentraler Bedeutung, um den CO2-Fußabdruck unserer Energieversorgung zu verringern. Zu den CO2-freien und auf erneuerbaren Energien basierenden Produkten gehören Biokraftstoffe, Elektrizität, Abwärme und neue Energieprodukte wie Geothermie.

In unserem Geschäftsbereich Energy arbeitet das Low Carbon Business (LCB) Team an der Erweiterung unserer Photovoltaikanlagen. Auf Grundlage unserer Kenntnisse, Fähigkeiten und Assets im Untertagebereich entwickeln wir außerdem Lösungen für die Abscheidung und Speicherung von CO2. Bei diesen Aktivitäten arbeiten wir unter Einhaltung der geltenden regulatorischen und rechtlichen Anforderungen mit Partner:innen aus Industrie und Forschung zusammen. Zudem erforschen wir Lösungen für die unterirdische Energiespeicherung, zum Beispiel mit Wasserstoff, und suchen nach Möglichkeiten, wie sich in den Ländern, in denen wir tätig sind, das geothermische Energiepotenzial ermitteln und kommerziell entwickeln lässt. Diese Projekte befinden sich hauptsächlich in der -Phase oder im Stadium erster Investitionen.

Im Geschäftsbereich F&F arbeiten wir an der Entwicklung eines nachhaltigen Energiesystems, indem wir Lösungen identifizieren und zur Reife bringen. Dabei konzentrieren wir uns hauptsächlich auf Märkte, die nur schwer mit Akkus und Batterien zu elektrifizieren sind, sowie auf Kundensegmente wie den Schwerlast- und Luftverkehr. Diese Märkte haben gemeinsam, dass sie energiereiche und doch klimafreundliche Treibstoffe bei geringstmöglicher Stillstandzeit benötigen. Der Schwerpunkt unseres Portfolios liegt auf abfallbasierten und fortschrittlichen Biokraftstoffen, Wasserstoff und E-Kraftstoffen, da sich bei diesen Synergien mit bestehenden Raffinerie-Assets und Kompetenzen ergeben, mit denen grüne Technologien in größerem Umfang eingeführt werden können.

Die erfolgreiche Umsetzung all dieser Projekte wird unsere absoluten Emissionen reduzieren, grüne, innovative Produkte und Dienstleistungen für die Gesellschaft hervorbringen und der OMV ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal verschaffen.

Management- und Due-Diligence-Prozesse

Die OMV hat Nachhaltigkeitskriterien definiert, anhand derer Projekte und Technologien für Investitionen ausgewählt werden. Bei allen Investitionen und -Aktivitäten ist sicherzustellen, dass alle Klimarisiken identifiziert, beurteilt und bewertet werden. Dazu gehört auch die Bewertung des tatsächlichen und prognostizierten CO2-Fußabdrucks der jeweiligen Investition oder M&A-Aktivität. Projekte, die einen positiven Beitrag zur Erreichung der Klimaziele der OMV leisten, werden bei Investitionen bevorzugt (mehr dazu siehe Steuerung der Nachhaltigkeit). Für alle für eine Weiterverfolgung ausgewählten Projektideen muss die mittelfristige Machbarkeit von der Pilot- und Demonstrationsphase bis hin zum industriellen Maßstab nachgewiesen werden.

Verantwortungsvolle Beschaffung von Biokraftstoffen

Alle von der OMV im Jahr 2023 gekauften und zum Beimischen verwendeten Biokraftstoffe erfüllen die Anforderungen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie () 2018/2001. Seit 2013 wurde die -EU-Zertifizierung der OMV Downstream GmbH jedes Jahr erneuert. Die OMV Petrom, die OMV Ungarn, die OMV Tschechien, die OMV Deutschland und die OMV Slowakei sind ebenfalls nach dem ISCC-EU-Standard zertifiziert.

Biokraftstoffmengen1 Die Zahlen für 2023 wurden geschätzt, da sowohl die Daten für Österreich als auch für Deutschland auf den aktuellen Zahlen für das laufende Jahr und einer Prognose für die verbleibenden Monate des Jahres beruhen, nachdem die Deadline für den Abschluss aller Biokraftstoffbilanzen nicht vor der Veröffentlichung des Nachhaltigkeitsberichts liegt.

In Megaliter

Biokraftstoffmengen (bar chart)

Die OMV bezieht Biokraftstoffe hauptsächlich von europäischen Hersteller:innen und schließt Palmöl als Rohstoff aus. Gemäß den Richtlinien der International Sustainability & Carbon Certification (ISCC) darf seit Jänner 2008 für Rohstoffe, die zur Herstellung von Biodiesel verwendet werden, keine Abholzung mehr stattfinden. Seit Juli 2021 hält die OMV auch die rechtliche Anforderung Österreichs ein, zur Zielerfüllung keine auf Palmöl basierenden Biokraftstoffe mehr zu verwenden. Im Jahr 2023 betrug der Anteil von Kraftstoffen auf Palmölbasis an allen Biokraftstoffen, die von der OMV auf den Markt gebracht wurden, nur rund 0,3%. Die hauptsächlich verwendeten Rohstoffe sind Altspeiseöl (30%), Rapsöl (29%) und Mais (13%).

Die OMV plant den Einsatz von Pflanzenölen und von Altspeiseöl sowie von anderen potenziellen Abfällen und fortschrittlichen Rohstoffen durch die Verwendung unserer Co-Processing-Technologie. Beim Co-Processing wird der biogene Rohstoff während der Kraftstofferzeugung zugeführt – im Unterschied zur herkömmlichen Methode, bei der der biogene Anteil dem Kraftstoff erst nach der Produktion zugesetzt wird. Mit Co-Processing können in den bestehenden OMV Raffinerieanlagen Kraftstoffe aus verschiedenen Arten von biogenen Rohstoffen hergestellt werden.

In den Jahren 2016 und 2017 führte die OMV in der Raffinerie Schwechat die ersten Co-Processing-Feldversuche mit Rapsöl erfolgreich durch und erlangte die Zertifizierung nach dem REDcert-Standard, einem von der anerkannten System für die Zertifizierung von nachhaltiger Biomasse. Im Jahr 2020 wurde ein weiterer Feldversuch in der Raffinerie Petrobrazi erfolgreich abgeschlossen. Die OMV setzt weiterhin auf die Co-Processing-Technologie und plant, im Jahr 2024 mit der Mitverarbeitung von nachhaltigen Rohstoffen in Schwechat zu beginnen. Es ist dabei wichtig, darauf hinzuweisen, dass beim Co-Processing kein Palmöl mitverarbeitet wird. Starten wird das Projekt mit einem Gemisch aus Pflanzenölen (Raps- und Sonnenblumenöl). Später (2024–2025) kommen eventuell noch andere Reststoffströme bzw. Abfallströme aus fortschrittlichen Sortieranlagen hinzu, wie zum Beispiel Altspeiseöl oder Cashewnussschalenöl. Im Dezember 2020 verpflichtete sich die OMV dazu, EUR 200  in den Bau einer Co-Processing-Anlage in der Raffinerie Schwechat zu investieren. Der Einsatz dieses Prozesses wird den CO2-Fußabdruck der OMV jährlich um bis zu 360  CO2 verringern. Dies entspricht den jährlichen Emissionen von etwa 200.000 Fahrzeugen, die durchschnittlich 12.000 km pro Jahr fahren.

Maßnahmen im Jahr 2023

Im Jahr 2023 wurden konzernweit folgende wichtige Maßnahmen durchgeführt:

Geothermie

Die OMV und Wien Energie bündeln ihre Kräfte für die Wärmewende. Im Joint Venture mit dem Namen „deeep“ arbeiten die beiden Unternehmen eng zusammen, um Tiefengeothermie im Großraum Wien nutzbar zu machen. Sie wollen Tiefengeothermie-Anlagen mit einer Leistung von bis zu 200 MW entwickeln und damit klimaneutrale Fernwärme für umgerechnet bis zu 200.000 Wiener Haushalte erzeugen. Dazu planen die beiden Unternehmen, bis zu sieben Tiefengeothermie-Anlagen in Wien im Rahmen von Bohrprogrammen umzusetzen. Die erste Tiefengeothermie-Anlage soll durch das Joint Venture gemeinsam umgesetzt werden. Die Anlage soll künftig klimaneutrale Fernwärme mit bis zu 20 MW erzeugen – in Kombination mit den Wärmepumpen von Wien Energie. Ziel ist die Versorgung von bis zu 20.000 Wiener Haushalten mit Fernwärme durch diese Anlage. Aktuell laufen die Genehmigungsverfahren, und gegen Ende 2024 sollen die Bohrungen starten. Die Anlage soll 2027 in Betrieb gehen. Die Einbringung des Projekts in das Joint Venture bringt wertvolle Erkenntnisse und Daten für Folgeprojekte, wodurch Wien Energie und die OMV den weiteren Geothermie-Ausbau in Wien schneller und effizienter umsetzen können.

Die OMV erwarb einen Anteil von 6,5% an dem kanadischen Privatunternehmen Eavor Technologies Inc. für EUR 34 Mio. Eavor ist der weltweit führende Entwickler von Lösungen für die geothermische Energiegewinnung mit geschlossenem Kreislauf. Darüber hinaus trafen die OMV und Eavor eine kommerzielle Vereinbarung zur großflächigen Nutzung der Eavor-Loop™-Technologie in Europa und darüber hinaus. Die Vereinbarung macht die OMV zu einer wichtigen Partnerin mit bevorzugten Lizenzbedingungen, Zugang zu Dienstleistungen und Unterstützung in der Entwicklung. Vorerst wird der Schwerpunkt der OMV auf der Einführung von Eavor-Loop™ in Österreich und Deutschland liegen. Die Technologie von Eavor basiert auf einem geschlossenen Kreislaufsystem, das in tiefem unterirdischem Gestein errichtet wird. Dabei wird eine Flüssigkeit in einem geschlossenen Kreislauf zwischen der Oberfläche und dem tiefen unterirdischen Gestein zirkuliert und dadurch erwärmt. Die Technologie verringert das geologische und damit auch das betriebliche Risiko im Vergleich zu normalen hydrothermalen Systemen mit ähnlicher Energieleistung erheblich. Da Eavor-Loop™ voll skalierbar und in verschiedenen Arten von geologischen Strukturen anwendbar ist, wird es der OMV möglich sein, Wärmelösungen für Fernwärmenetze außerhalb der üblichen hydrothermalen Gebiete anzubieten und somit ihr bestehendes Portfolio an hydrothermalen Projekten zu ergänzen.

Die OMV prüft und entwickelt laufend weitere Möglichkeiten und Projekte im Bereich der offenen und geschlossenen Geothermie-Systeme.

Erneuerbare Energien

Die OMV Petrom und Complexul Energetic (CE) Oltenia werden gemeinsam mit der Errichtung von vier Solarparks mit einer kombinierten Kapazität von rund 450 MW beginnen. Die für die Errichtung dieser vier -Parks erforderlichen Gesamtinvestitionen belaufen sich auf über EUR 400 Mio, wobei 70% der Mittel aus dem Modernisierungsfonds stammen. Die PV-Parks werden in Ișalnița, Tismana, Roșia und Rovinari auf den von CE Oltenia verwalteten ehemaligen Bergbaustandorten errichtet. Nach derzeitigen Schätzungen sollten die PV-Parks ab 2024 Strom in das rumänische Energienetz einspeisen. Darüber hinaus hat die OMV Petrom einen Vertrag über den Erwerb einer Reihe von Projekten zum Bau von Solarparks im Kreis Teleorman unterzeichnet. Die Projekte werden bis zum zweiten Quartal 2024 in die Ausführungsphase gehen und mit einer Gesamtleistung von 710 MW genug Strom für 280.000 rumänische Haushalte pro Jahr liefern.

Glycerin2Propanol

Nach sieben Jahren erfolgreicher Entwicklung bei der OMV ist die Inbetriebnahme der Glycerin2Propanol-Pilotanlage am Raffineriestandort Schwechat ein wichtiger Schritt in Richtung Technologiereife (Maßeinheit Barrel/Stunde; TRL 6–7). Im Oktober 2023 wurden mit der Lieferung der letzten Module und der Aufstellung auf dem Fundament wichtige Meilensteine erreicht. Die Endmontage der Glycerin2Propanol-Anlage ist in vollem Gange. Bis zur mechanischen Fertigstellung sind nur noch wenige Schritte nötig. Die von der OMV patentierte Technologie wird ab Ende des ersten Quartals 2024 Propanol aus dem niederwertigen Ausgangsmaterial Rohglycerin herstellen. In der Anlage wird mithilfe eines von der OMV selbst entwickelten Katalysators, also eines Reaktionsbeschleunigers, das aus biogenen Abfällen gewonnene Rohglycerin in einen sogenannten fortschrittlichen Bioalkohol (Propanol) umgewandelt. Damit wird die Anlage fortschrittliche Biokraftstoffe erzeugen, die nicht mit Nahrungsmitteln konkurrieren und als Kraftstoffzusatz die CO2-Emissionen von Benzin reduzieren.

Während Glycerin als Neben- bzw. Abfallprodukt bei der Produktion von Biodiesel und bei der Herstellung von Waschmitteln und Seife anfällt, gilt es auch als fortschrittlicher biobasierter Einsatzstoff gemäß der Erneuerbare-Energien-Richtlinie  III der Europäischen Union. Das bedeutet, dass der Rohstoff nicht Teil der Nahrungskette ist und damit nicht um die Landnutzung für Nahrungsmittel konkurriert. Das so erzeugte Propanol wird dann als fortschrittlicher Biozusatzstoff für Benzin verwendet. Es kann aber auch als nachhaltiger Rohstoff am Chemiemarkt zum Einsatz kommen, um aus fossilen Brennstoffen erzeugtes Propanol zu ersetzen. Die OMV wird rund EUR 30  in den Ausbau dieses Projekts investieren, wovon rund EUR 8 Mio durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft () und die Corona-Hilfen finanziert werden. Die Kapazität der Pilotanlage wird bei 1,25 Mio l Propanol pro Jahr liegen. Dies führt zu einer jährlichen Reduktion von etwa 1.800 t CO2. Zur Herstellung von 1 l Propanol werden 1,2 l Rohglycerin benötigt. Unter moderaten Temperaturen und Drücken wird in dem energiesparenden Prozess 1 Barrel (159 Liter) Propanol pro Stunde hergestellt. Langfristig ist eine Kommerzialisierung des Verfahrens geplant, um rund 125 Mio l Propanol pro Jahr herzustellen und die CO2-Emissionen um etwa 180 kt zu reduzieren. Die Glycerin2Propanol-Pilotanlage wird am Raffineriestandort Schwechat neben der ReOil®®-Anlage errichtet, um beide Anlagen in einer einzigen Bedienwarte zusammenzufassen und durch dieses gemeinsame Betreiberkonzept Synergien zu nutzen. Neben dieser einzigartigen internen Entwicklung unterhalten wir auch Partnerschaften mit Technologieanbieter:innen zur Entwicklung von tragfähigen Geschäftsprojekten für die Umwandlung von Biomasse aus der Landwirtschaft, den Kommunen, der Papierindustrie oder der Holzverarbeitung in Bioflüssigkeiten, die für grünere Kraftstoffe und Chemikalien verwendet werden können.

Nach der Integration der -Systeme und der Erstellung der Bedienungshandbücher ist die Inbetriebnahme des Projekts für März 2024 geplant.

Wasserstoff

Zusammen mit unserer Partnerin, der Kommunalkredit Austria AG, gaben wir im Februar 2021 die gemeinsame Investition in den Bau der größten Elektrolyseanlage Österreichs in der Raffinerie Schwechat bekannt. Die Bauarbeiten für dieses Projekts starteten im August 2022. Die Investitionssumme liegt bei rund EUR 25 Mio und wird jeweils zur Hälfte von der OMV und der Kommunalkredit getragen. Die Inbetriebnahme der Anlage soll im ersten Halbjahr 2024 erfolgen. Das 10-MW-Polymerelektrolytmembran-(-)Elektrolysesystem wird bis zu 1.500 t grünen Wasserstoff jährlich produzieren. Eingesetzt wird der grüne Wasserstoff zur Hydrierung von biobasierten und fossilen Kraftstoffen, um grauen Wasserstoff in der Raffinerie zu substituieren. Dies wird zu einer Reduktion des CO2-Fußabdrucks der OMV um bis zu 15 kt/J an fossilem CO2 führen. Am Global Wind Day am 15. Juni 2023 wurde mit der Einweihung des ersten Windrads der OMV in Dürnkrut im Weinviertel ein neuer Meilenstein erreicht. Die Windkraftanlage wurde von unserer Partnerin, der WEB Windenergie AG, errichtet und wird von ihr betrieben. Die Anlage hat eine Kapazität von 5,6 MW und erzeugt 13,7  Strom pro Jahr, was dem Jahresverbrauch von 4.000 Haushalten entspricht. Sie deckt damit rund 20% der erneuerbaren Energie ab, die für den 10-MW-Elektrolyseur in Schwechat benötigt wird.

Nachhaltige Flugkraftstoffe

Mit innovativen Flugkraftstoffen, bekannt als Sustainable Aviation Fuels (SAFs) treiben wir den Wandel zu einer klimafreundlichen Zukunft voran. Denn durch die Mitverarbeitung von regionalem Altspeiseöl können im Vergleich zu herkömmlichen Kerosinprodukten mehr als 80% CO2 eingespart werden. SAFs sind somit eine echte Alternative und bereits heute im Einsatz.

Die OMV plant weitreichende Investitionen in die Herstellung nachhaltiger Kraftstoffe wie SAFs und hydrierte Pflanzenöle (Hydrotreated Vegetable Oils; HVOs). Sowohl für Kraftstoffe für den Straßenverkehr (HVOs) als auch für den Luftverkehr (SAFs) sind verbindliche Beimischungen geplant, bei deren Nichteinhaltung Geldstrafen fällig werden können. Die OMV beabsichtigt, sowohl SAFs als auch HVOs in flexiblen Produktmengen je nach Marktbedarf herzustellen. Für die Raffinerien in Österreich, Rumänien und Deutschland sind derzeit Investitionen in neue Anlagen und die Modernisierung von Anlagen in Arbeit. Auch in neue Assets außerhalb der bestehenden Raffinerien soll investiert werden.

Ein anderes Schwerpunktthema ist der schwer zu elektrifizierende Bereich. E-Kraftstoffe bilden einen weiteren Kernbaustein des -Portfolios der OMV. Sie bieten ein großes Potenzial, um den Flugverkehr klimafreundlicher zu machen. Obwohl das Konzept in der Theorie sehr einfach erscheint – mit erneuerbarem Strom produzierter Wasserstoff wird mit CO2 kombiniert –, befindet sich die Produktionstechnik noch in der Demonstrationsphase und erfordert für den notwendigen Einsatz im großtechnischen Maßstab weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeit.

Die OMV leitet ein Projektkonsortium mit Partner:innen aus der Industrie (z. B. BASF und thyssenkrupp Uhde) und der Wissenschaft (z. B. dem deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der ASG Analytik-Service Gesellschaft) zur Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung von SAF auf Basis von Methanol. Das sogenannte M2SAF-Projekt umfasst neben der Katalysatorentwicklung, der Verfahrensentwicklung, der Anlagenintegration und der Planung einer Demonstrationsanlage auch die techno-ökonomische und -ökologische Analyse sowie begleitende Unterstützung bei der Zertifizierung und Analyse der neuen Flugkraftstoffe. Ein weiteres Projektziel ist die Entwicklung eines Verfahrens, das neben der Herstellung eines zu 100% drop-in-fähigen SAF auch die dafür eingesetzte Prozessroute möglichst selektiv, mit minimalen zusätzlichen CO2-Emissionen und mit einem hohen Grad der Integrierbarkeit in bestehende Strukturen oder Neuinstallationen ermöglicht. Ausgangspunkt des Verfahrens ist nachhaltig hergestelltes Methanol – entweder aus CO2 und Wasserstoff oder aus biogenen Rohstoffen. Das auf eine Laufzeit von zunächst 2,5 Jahren ausgelegte Entwicklungsprojekt startete im August 2022 und wird vom deutschen Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert.

Die OMV lieferte 2023 bereits SAFs an Air France-KLM, Ryanair und die Associated Energy Group, LLC (AEG Fuels) am Flughafen Wien. Im Jahr 2023 wurden weitere Absichtserklärungen mit Air France-KLM und Ryanair über die Lieferung von SAFs unterzeichnet. Über Absichtserklärungen zugesagte Mengen zwischen 2023 und 2030 sind: bis zu 160.000 t für Ryanair, bis zu 155.000 t für Wizz Air, bis zu 200.000 t für Air France-KLM und mehr als 800.000 t für die Lufthansa Group.

Retail 2023

Unsere Mobilität verändert sich schnell: Die EU-Länder haben Klima- und Energiestrategien veröffentlicht, um bis 2050 einen CO2-freien Energiesektor umzusetzen. Diese Vision gilt für alle Energiesektoren, wobei Mobilität der Vorzeigesektor für eine nachhaltige Entwicklung ist. Um diesen Trends gerecht zu werden, entwickelt die OMV ein Schnellladenetz für Elektrofahrzeuge.

Retail 2023

Retail (world map)

Dabei investiert die OMV mehr als EUR 400 Mio in die Bereitstellung von erstklassigen Ladediensten für Autofahrer:innen und Unternehmen. Unser Ziel ist es, bis 2030 mindestens 2.000 E-Ladepunkte an Autobahn- und Transitstrecken-Tankstellen sowie rund 17.000 Wallbox-Ladepunkte in Bürogebäuden anzubieten. In Österreich, Rumänien, der Slowakei und Ungarn werden wir Hochleistungsladepunkte installieren. Die meisten davon sollen über eine Ladeleistung zwischen 150 kW und 300 kW verfügen. Im Jahr 2023 wurden bereits 272 zusätzliche Ladepunkte eingerichtet.

Retail 2023

Retail (world map)

Ausblick

  • In den kommenden Jahren werden wir uns auf die Umsetzung der genannten Investitionsprojekte (z. B. Glycerin2Propanol) konzentrieren. Im dritten Quartal 2024 werden wir im Anschluss an die Inbetriebnahme intensive Testläufe gemäß einer speziellen Parametermatrix durchführen. Damit soll der Einsatzbereich des Glycerin2Propanol-Prozesses weiter optimiert werden. Parallel dazu werden wir Daten für die anschließende Vermarktung im industriellen Maßstab sammeln. Darüber hinaus ist die -EU-Zertifizierung für die Glycerin2Propanol-Pilotanlage geplant.
  • Daneben werden wir uns auf die Weiterentwicklung von Projektideen in den Bereichen moderne Bio- und E-Kraftstoffe konzentrieren. Wir planen, bis 2030 mindestens 700 /J an nachhaltigen Flugkraftstoffen zu produzieren und zu vermarkten. Zudem baut die OMV ihre Ladekapazitäten aus, um stärker vom Wachstum der E‑Mobilität zu profitieren. Mit Investitionen von insgesamt mehr als EUR 400 Mio bis 2030 wird die OMV mehr als 2.000 E‑Ladestationen an Tankstellen an Autobahnen und Transitstrecken sowie rund 17.000 Wallbox-Ladestationen für Firmenstandorte anbieten. Darüber hinaus ist nach der 2021 unterzeichneten Absichtserklärung zwischen dem OMV Konzern und der Österreichischen Post AG für die Nutzung von grünem Wasserstoff im Schwerlastverkehr ein erster praktischer Einsatz spätestens für das Jahr 2023 geplant. Bis 2030 sollen 2.000 Brennstoffzellen-Lastkraftwagen mit grünem Wasserstoff versorgt werden.
  • Für das Glycerin2Propanol-Projekt fand die Werksabnahme im zweiten Quartal 2023 statt. Die Module der Pilotanlage wurden zur Raffinerie Schwechat transportiert, um dort montiert zu werden. Prüfungen des Kreislaufs und die endgültige Inbetriebnahme sind für Ende des ersten Quartals 2024 geplant. Parallel dazu und als Voraussetzung für den Einstieg in den Markt für Massenchemikalien wurde das Propanol aus dem biobasierten Verfahren der OMV bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) registriert. Die OMV ist damit das erste Unternehmen, das Propanol aus erneuerbaren Quellen registrieren ließ. Mit Blick auf die Zukunft haben gemeinsame F&E-Bemühungen erste Erfolge bei der Umwandlung von Propanol in nachhaltigen Flugkraftstoff gebracht.
  • Bis 2030 sind Investitionen in Höhe von rund EUR 5 Mrd für den Aufbau eines CO2-armen Geschäfts (Low Carbon Business; LCB) in unserem Geschäftsbereich Energy geplant. Dabei konzentrieren wir uns auf Geothermie, und erneuerbaren Strom. Geplant ist, die Investitionen ab 2024 zu intensivieren. Unser LCB-Team arbeitet an der Erweiterung unseres Anlagenbestands im Bereich erneuerbarer Energien, wobei der Schwerpunkt auf dem Eigenbedarf des OMV Konzerns liegt. Darüber hinaus suchen wir nach Möglichkeiten und Projekten, das geothermische Energiepotenzial über offene und geschlossene Systeme zu ermitteln und kommerziell zu nutzen. Im Bereich CCS arbeiten wir an weiteren Lizenzanträgen und -möglichkeiten.

1 Die Zahlen für 2023 wurden geschätzt, da sowohl die Daten für Österreich als auch für Deutschland auf den aktuellen Zahlen für das laufende Jahr und einer Prognose für die verbleibenden Monate des Jahres beruhen, nachdem die Deadline für den Abschluss aller Biokraftstoffbilanzen nicht vor der Veröffentlichung des Nachhaltigkeitsberichts liegt.

F&E
Forschung und Entwicklung
M&A
Mergers & Acquisitions
EU
Europäische Union
ISCC
International Sustainability & Carbon Certification
EU
Europäische Union
Mio
Million(en)
kt
Kilotonne
PV
Photovoltaik
RED
Renewable Energy Directive; Erneuerbare-Energien-Richtlinie
Mio
Million(en)
FFG
Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft
IT
Informationstechnologie
PEM
Polymerelektrolytmembran
GWh
Gigawattstunde
SAF
Sustainable Aviation Fuel; nachhaltiger Flugkraftstoff
DLR
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
ISCC
International Sustainability & Carbon Certification
kt
Kilotonne
CCS
Carbon Capture and Storage; CO2-Abscheidung und -Speicherung