Kreislaufwirtschaft

Es besteht zunehmend Konsens darüber, dass zum Schutz der Umwelt eine Kreislaufwirtschaft erforderlich ist. Dazu bedarf es unter anderem gesetzlicher Anreize. Das Kreislaufwirtschaftspaket der Europäischen Kommission zum Beispiel zielt darauf ab, die Kunststoffrecyclingquoten zu erhöhen und die Freisetzung von Kunststoffen in die Umwelt zu minimieren. Die OMV ist sich des ökologischen Fußabdrucks der Petrochemie bewusst und nimmt ihre Verantwortung für die Auswirkungen petrochemischer Produkte entlang deren Wertschöpfungskette während ihrer gesamten Lebensdauer wahr. Trotz der aktuellen Schattenseiten der Kunststoffwirtschaft sind Kunststoffe Teil der Lösung für eine Reihe von Herausforderungen, denen sich unsere Gesellschaft gegenübersieht. So reduzieren beispielsweise leichte und innovative Materialien in Autos und Flugzeugen den Kraftstoffverbrauch und senken den CO2-Ausstoß. Biokompatible Kunststoffe ermöglichen medizinische Innovationen und retten Menschenleben. Es ist das Ziel der OMV, ihre europäische Downstream-Position durch eine Verlagerung der Produktion auf höherwertige Erzeugnisse wie petrochemische Produkte zu stärken. In Verbindung mit dem Recycling von Kunststoffabfällen können so wertvolle Ressourcen besser genutzt werden.

Die OMV liefert petrochemische Grundstoffe an Chemieunternehmen und setzt Kunststoffabfälle als Rohstoff für die ReOil®-Anlage ein.

Über die Plattform EverMinds® für kreislauforientierte Unternehmen interagiert die OMV auch direkt mit Borealis und anderen Unternehmen.1www.borealiseverminds.com Im Oktober 2017 rief Borealis eine Gemeinschaftsinitiative namens STOP ins Leben, die die Entsorgung von Kunststoffen ins Meer verhindern, das Kunststoffrecycling steigern und die für eine Kunststoffkreislaufwirtschaft erforderlichen umfassenderen Systemveränderungen unterstützen soll. Das erste Projekt startete in Indonesien und soll den Umgang mit Kunststoffen in einem der am stärksten verschmutzten Gebiete des Landes verbessern.

Die OMV führt auch Initiativen durch, die lokale Stakeholder in das Thema Kreislaufwirtschaft einbinden sollen. Darüber hinaus beteiligt sich das Unternehmen an zwei kommunalen Investitionsprojekten, die sich auf die Kreislaufwirtschaft konzentrieren und 2019 in Rumänien gestartet wurden: „Recycling Laboratory“ und #noplasticwaste (mehr dazu siehe Community Relations und Entwicklung).

ReOil® – ein Projekt der Kreislaufwirtschaft

Im Rahmen des Projekts ReOil® beschäftigt sich die OMV seit 2011 mit dem Potenzial von Altkunststoffen (Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol). Das Projekt wird in Teilen von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft mitfinanziert. Im Jahr 2013 ging die erste Testanlage in Betrieb. Die nächstgrößere Testanlage – die ReOil®-Pilotanlage mit einer Verarbeitungskapazität von bis zu 100 kg pro Stunde – nahm 2018 den voll in die Raffinerie integrierten Betrieb auf und produziert bis zu 100 Liter synthetisches Rohöl pro Stunde.

Das Rohöl wird danach in der Raffinerie Schwechat zu Treibstoffprodukten bzw. anderen Grundstoffen für die Kunststoffindustrie weiterverarbeitet. Der Prozess bildet einen geschlossenen Kreislauf („Kreislaufwirtschaft“), da die Verwendung von Altkunststoffen zur Erzeugung von höherwertigen Produkten die Abhängigkeit von natürlichen Ressourcen verringert und die CO2-Intensität im Vergleich zur herkömmlichen Ölverarbeitung reduziert. Diese innovative chemische Recyclingtechnologie schließt den Kreislauf des Altkunststoffrecyclings. Die Substitution von Rohöl durch Altkunststoffe resultiert in schätzungsweise 45% weniger CO2-Emissionen bei Verwendung dieses Produkts und 20% weniger Energiebedarf pro t des Produkts.2Österreichisches Umweltbundesamt, ReOil – Bewertung eines Konzeptes zur kaskadischen Nutzung von Altkunststoffen im Raffineriekontext, 2016

Für diesen chemischen Recyclingprozess hält die OMV in Europa, den USA, Russland, Australien, Japan, Indien, China und weiteren Ländern das Patent.

Chemischer Recyclingprozess

Chemischer Recyclingprozess (explanation graphic)

Im Jahr 2019 arbeitete die OMV an der Definition der erforderlichen technischen Parameter für eine weitere Skalierung und initiierte den Engineering-Prozess zur Entwicklung einer ReOil®-Demonstrationsanlage mit einer Altkunststoffkapazität von 16.000 bis 20.000 t pro Jahr.

Ziel der OMV bis 2025 ist es, ReOil® zu einer rentablen, großtechnischen Recyclingtechnologie mit einer Verarbeitungskapazität von rund 200.000 t Altkunststoffen pro Jahr zu entwickeln.

Darüber hinaus hat die OMV mit ADNOC eine Absichtserklärung zur Einrichtung einer gemeinsamen Arbeitsgruppe zur Beurteilung der Machbarkeit einer skalierbaren ReOil®-Anlage in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet.

Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie 2025

Entwicklung von ReOil® zu einem rentablen, großtechnischen Verfahren (Kapazität rund 200.000 t pro Jahr)

Stand 2019

  • 100 t Altkunststoffe in synthetisches Rohöl umgewandelt
  • 40 Tage kontinuierliche Produktion in der ReOil®-Anlage

Aktionsplan zur Zielerreichung

  • Ständige Verbesserung der Funktionsfähigkeit und Zuverlässigkeit auf der Grundlage eines definierten Testlaufprogramms und Nutzung der erzielten Ergebnisse zur Verbesserung der Prozessmodellierung und Designbasis für die ReOil®-Demonstrationsanlage
  • 2022: Demonstrationsanlage mit einer Kapazität von 16.000 bis 20.000 t Altkunststoffen pro Jahr

1 www.borealiseverminds.com

2 Österreichisches Umweltbundesamt, ReOil – Bewertung eines Konzeptes zur kaskadischen Nutzung von Altkunststoffen im Raffineriekontext, 2016